Leben in Bornheim

Ortshistorie

Bornheim in Vergangenheit und Gegenwart

(bis 1973)

von Hans Hauburger

(Lehrer in Bornheim)

Die Ortshistorie bietet einen umfangreichen Einblick zur Bornheimer Geschichte und deren Daten. Wenn Sie sich eher einen Überblick verschaffen wollen, lesen Sie bitte die Seiten Bornheimer Portrait oder Zahlen und Daten.

Inhalt:
Entstehung unserer Heimatlandschaft
Vorgeschichtliche Zeit
Frankenzeit
Fundkatalog
Bornheim unter den Wild- und Rheingrafen
Kurpfälzische Rechte in Bornheim
Geistliche und adlige Güter
Verhältnisse bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
Neuere Zeit
Kirche
Schule
Entwicklung bis zur Gegenwart
Gemarkung
Durch die Blume
Entstehung unserer Heimatlandschaft

Im Sommer veranstaltete der V. d. K. alljährlich sein Waldfest auf der Oswaldshöhe und lockte dadurch zahlreiche Besucher aus nah und fern an. Fürwahr, es ist ein schönes Fleckchen, unsere Oswaldshöhe! Vor uns die Weinberge, zu unseren Füßen in einer kleinen Mulde Bornheim, umgeben von fruchtbaren Feldern. Weiter schweift der Blick über das Rheinhessische Hügelland hin zum Wißberg, und im Hintergrund erblicken wir die Höhen des Taunus und des Hunsrücks.
Aber so hat es nicht immer ausgesehen. Im Laufe der Zeit hat sich das Antlitz unserer Heimat gewandelt. Steinbrüche, sowie Sand- und Kiesgruben verschaffen uns Einblicke in das Werden unserer Landschaft.
Die Sandsteine, die früher in Bornheim und heute noch in Flonheim gebrochen werden, sind Ablagerungen eines Meeres. Sie gehören zu den Lebacher Schichten des Rotliegenden, der unteren Abteilung der Permformation und sind vor etwa 200 Millionen Jahren entstanden. Damals wurde unsere Gegend von starken Erdbeben und vulkanischen Ausbrüchen heimgesucht. Durch die Risse und Spalten bahnten sich die feurig flüssigen Massen aus dem Erdinneren ihren Weg an die Erdoberfläche und überdeckten die Sandsteine. Aus dieser Zeit stammen die dunklen, basaltähnlichen Melaphyre, aus denen sich unsere Oswaldshöhe aufbaut. Hier kommen auch Achate vor. Das sind Kieselsäureknollen, welche die ehemaligen Blasenhohlräume des Melaphyrs ausfüllten. Oft bildeten sich in der Mitte des Hohlraumes Quarzkristalle, die verschieden gefärbt sein können. Sogar Amethyste findet man. Im Mitteloligozän, einer Stufe des Alttertiärs, war unsere Heimat zum großen Teil von einem Meer bedeckt. Dieses so genannte Tertiärmeer flutete die ganze Rheinebene aus. Damals hatten sich die Alpen noch nicht gebildet. An ihrer Stelle befand sich ein großes Meer. Auch Norddeutschland war von Wasser überflutet. Mit diesen Meeren im Norden und Süden stand das Tertiärmeer in Verbindung. Es lebten dort Millionen von Schnecken und Muscheln. Haifische jagten ihre Beute. Am Rande des Meeres hielt sich die plumpere Seekuh, die sich von Tang ernährte, auf. Die Uferlinie verlief wahrscheinlich von Weinheim über Flonheim nach Wendelsheim. Nur die höher liegenden Gebiete, wie Oswaldshöhe und Kahlig ragten als Teile der Vorholzhalbinsel aus dem Wasser heraus. An der Küste setzten sich große Massen von Sand ab. Die Meerestiere starben, sanken auf den Grund des Meeres, und Sand deckte sie zu. Daher finden wir heute in den Sandgruben Haifischzähne, Schneckenhäuser, Muschel- und Austernschalen, sowie Skelette von Seekühen.
Auf einmal hoben sich die umliegenden Gebiete. Aus dem Meer wurde ein Binnensee. Er war bewohnt von Milliarden von Schnecken und anderen kleinen Tieren. Ihre Überreste finden wir heute in den Kalksteinen. Die Bäche brachten von den Gebirgen Geröll und Schlamm mit. Die Ablagerungen füllten im Laufe der Zeit das Becken aus. So wurde Rheinhessen allmählich trocken.
Damals war es bei uns so heiß wie in den Tropen. Deshalb war der Pflanzenwuchs viel üppiger. Außer Laub- und Nadelbäumen, die heute noch bei uns gedeihen, wuchsen Palmen, Lorbeer-, Zimt- und Feigenbäume. Von Baum zu Baum rankten sich Schlingpflanzen. In den Urwäldern hausten schwerfällige Nashörner und gefährliche Elefanten. Affen kletterten in den Bäumen umher und Löwen suchten sich unter Gazellen, Giraffen und anderen Tieren ihre Beute.
Als gegen Ende der Tertiärzeit sich die Alpen auffalteten, brach das Gebiet zwischen Vogesen und Schwarzwald ein und es entstand die Oberrheinische Tiefebene. Durch diesen Graben floss der Urrhein. Sein Quellgebiet war das Oberelsass. Er nahm seinen Lauf quer durch Rheinhessen über Eppelsheim, Bermersheim vor der Höhe (Kahlig), Gau-Bickelheim (Wißberg) nach Bingen und bahnte sich später seinen Weg durch das Rheinische Schiefergebirge. Durch die Erdbewegungen brach unser Heimatgebiet, das eine große Platte bildete, auseinander. Einzelne Schollen wurden in die Höhe gehoben, während andere in die Tiefe sanken. So entstanden Hügel und Täler in Rheinhessen.
In dieser Zeit änderte sich das Klima wieder. Es wurde kälter als heute. Große Teile Nord- und Süddeutschlands waren mit einer 1 bis 2 km dicken Eisschicht bedeckt. Deshalb heißt diese Zeit Eiszeit. Unsere Heimat blieb zwar eisfrei, aber kalte Schneestürme brausten über das Land. Damals wurde der Lehmboden, der heute große Teile von Rheinhessen bedeckt, durch mächtige Staubstürme herbei getragen. Die Fruchtbarkeit unserer Heimat ist somit ein Geschenk der Eiszeit. Das Landschaftsbild war aber anders als heute. Rheinhessen war eine rauhe Grassteppe. Vielfach breiteten sich in den Niederungen Sümpfe aus mit Gräsern, Moosen, Erlen und Weiden. Die Hänge waren mit offenem Buschwald bedeckt, in dem Buchen, Eichen, Ahorn, Tannen und Hasel wuchsen. Hier fanden Mammute, Nashörner, Rentiere, Wildschweine, Wisente, Rothirsche, Steppenesel und Wildpferde ihre Nahrung. Auch Bären, Löwen, Eisfüchse und Tiger hielten sich hier auf und gingen auf Raub aus.

Vorgeschichtliche Zeit
Der Wildreichtum lockte die ersten Jäger an. Bei Waltertheim legte man in der Ziegelei eine Jagdstelle dieser Eiszeitmenschen frei. Es waren Urmenschen vom Typ des Neandertalers. Vor etwa 120000 Jahren hielten sie sich dort auf. Die Werkzeuge und die Knochenfunde ihrer Beutetiere geben Zeugnis von der Anwesenheit. Mit ihren einfachen Waffen aus Knochen und Stein erlegten sie die Tiere oder fingen sie in Gruben. Dann zerlegten sie die Beute mit Steinmessern und machten das Fleisch über dem Feuer gar. Ein besonderer Leckerbissen war das Mark, das aus den aufgeschlagenen Röhrenknochen herausgesaugt wurde. Die meisten angetroffenen Tierreste stammen von Wildpferd und Wisent. Diese Tiere ließen sich anscheinend am leichtesten erlegen oder ihr Fleisch war besonders geschätzt. Wie die Eiszeitjäger wohnten, wissen wir nicht. Wahrscheinlich hausten sie in flachen Wohngruben und suchten sich durch Wände aus Flechtwerk notdürftig gegen die Unbilden der Witterung zu schützen. Ihre Körper hüllten sie in Felle. Die Jäger waren nicht sesshaft, sondern folgten dem Wild. Nach einiger Zeit verließen sie wieder unsere Gegend, denn bei uns fehlten Höhlen oder schützende Felsüberhänge, die ihnen dauernd Schutz geboten hätten. Aus dieser Zeit stammt der Halswirbelknochen eines wollhaarigen Nashorns, der 1957 bei der Anlage eines neuen Grabens in der Sauerwiese zutage kam. Ob das Tier von Jägern erlegt wurde, wissen wir nicht. Dann wären es die ersten Menschen gewesen, die sich in der Bornheimer Gemarkung aufgehalten haben.
Viele tausend Jahre vergingen, bis die Menschen es lernten, Tiere zu zähmen und den Boden zu bebauen. Unsere Heimat mit den Wiesen in den Tälern und den leicht bebaubaren Lehmböden übte auf die Menschen eine große Anziehungskraft aus.
Bornheim ist eine alte Siedlung. Das geht aus den zahlreichen Bodenfunden hervor, die in verschiedenen Teilen der Gemarkung und im Dorf zutage kamen.
Die ältesten Funde stammen aus der Jungsteinzeit (4000 bis 1800 vor Christi Geburt). Damals kannten die Menschen noch keine Metalle und stellten Werkzeuge und Waffen aus Stein, Knochen und Horn her. Sie besaßen eine große Geschicklichkeit und gaben den Steinen durch Zurechtschlagen die entsprechende Form. So entstanden Messer, Schaber, Bohrer, Pfeil- und Lanzenspitzen. Mit der Zeit lernten sie auch, die Beile zu polieren und zu durchbohren. Zwei Steinbeile wurden in der Eulenhecke gefunden und auf dem Galgenberg eine Steinaxt mit angeschliffener Schneide. Sie hatte eine Länge von 9,1 cm. Die Hohldurchbohrung war unvollendet. Außerdem kam das Bruchstück eines Steinbeiles aus grünlichem Nephrit zutage. Der Fundort ist jedoch nicht bekannt.
Die Menschen waren aus Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern geworden. Die Gefäße und Behälter wurden nun nicht mehr aus dem gerade von der Natur gebotenen organischen Material wie Holz, Leder, kürbisartigen Früchten gefertigt, sondern aus Ton mit der Hand geformt. Keramikreste geben uns Kunde von den Menschen dieser Zeit. Ihre Gefäße hatten verschiedene Formen und Verzierungen. Aus der Verbreitung bestimmter Keramikformen kann man Schlüsse ziehen auf das Vorhandensein damaliger Kulturprovinzen. Da keine schriftlichen Aufzeichnungen vorliegen, sind uns die Namen der Völker unbekannt. Man nennt sie deshalb nach der Art der Verzierung oder nach den Hauptfundorten.
Die ersten Bewohner Bornheims waren die Bandkeramiker, etwa um 3500 vor Christus. Ihren Namen erhielten sie, weil sich auf ihren Gefäßen bandartige, entweder spiralig oder in Winkelform angeordnete Ornamente befinden. Sie kamen von der mittleren Donau und siedelten nur auf Lößboden. Ein Beweis dafür, dass sie Bauern waren. Sie bestellten die Acker mit Weizen, Gerste, Hirse, Linsen und Erbsen und hielten Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Daneben machten sie eifrig Jagd auf Ur, Wisent, Hirsch und Wildschwein, wobei sie der Hund unterstützte. Gefäßreste dieser Kultur fand man im Gehöft der Weinhandlung Bliem, ebenso am Galgenberg. Dort entdeckte man auch eine Siedlungsgrube. Eine Siedlung, die mehrere Jahrhunderte lang bestanden hat, befand sich im Gehöft von W. G. Weidmann. Das geht aus einer schwarzen Wohnschicht hervor, die bis zu 2,60 m stark war. Sie wurde beim Bau eines neuen Kellers festgestellt. Außerdem konnte man 3 Wohnstellen und einen tiefen Brunnen freilegen.
Von der mittleren Donau kamen auch die Hinkelsteiner. Ihren Namen verdanken sie der am Hinkelstein bei Monsheim entdeckten Siedlung. Ihre Gefäße weisen eine reiche Verzierung auf in Form von Winkelbandmustern, die mit Hilfe eines Holzstäbchens eingeritzt wurden. In unserer Gemarkung fand man Geldreste sowie einen Hinkelsteinkeil von 11 cm Länge mit scharfer Schneide. An einer Astgabel befestigt, diente er als Pflug.
Bald darauf wanderten die Rössener in Rheinhessen ein. Sie werden nach dem großen Gräberfeld bei Rössen in der Nähe von Merseburg genannt. Sie vermischten sich mit den ansässigen Bewohnern, lernten Ackerbau und Viehzucht. Im Mühlweg stellte man eine Siedlungsgrube fest und fand eine Anzahl Scherben. Die Gefäße sind ähnlich wie die der Hinkelsteiner reich verziert. Oft wurden die Vertiefungen noch mit einer weißen Kalkpaste ausgefüllt. Die Rössener wohnten in rechteckigen Hütten. Aus Flechtwerk stellten sie die Wände her und bewarfen sie mit Lehm.
Die Michelsberger sind eine andere Gruppe. Der Name rührt von einer großen Siedlung auf dem Michelsberg bei Untergrombach in Baden her. Sie waren ebenfalls Bauern, kamen wahrscheinlich von Norden und zogen rheinaufwärts. Von dieser Kultur wurden Gefäßreste in unserer Gemarkung gefunden.
Auch der ,,Lange Stein” an der Gemarkungsgrenze zwischen Bornheim und Armsheim ist ein vorgeschichtliches Denkmal. Er besteht aus Kalkstein und stammt wahrscheinlich aus der jüngeren Steinzeit. Solche ,,Langen Steine” werden auch Monolithe oder Menhire genannt. Am bekanntesten ist der ,,Lange Stein” an der B 40 bei Saulheim. Was der Grund für die Errichtung und die ursprüngliche Aufgabe war, lässt sich im Einzelfall nicht feststellen. Oft dienten sie kultischen Zwecken oder als Grenzsteine.
Um das Jahr 1800 vor Christus wurden in Deutschland zum ersten Mal Metallgeräte benutzt. Sie waren zunächst aus reinem Kupfer. Da sie aber zu weich waren, fügte man Zinn hinzu und erhielt so die Bronze. Daher heißt die Zeit Bronzezeit. Man verwendete auch weiterhin Steingeräte, denn Bronzegeräte waren sehr teuer. Der einzige Fund aus der frühen Bronzezeit wurde an der Oswaldshöhe entdeckt. Es ist der Rest eines mit Fingernageltupfenleisten verzierten Gefäßes. Zwei Gräber aus der späteren Bronzezeit legte man im Gehöft Bliem in der Eulenhecke frei. Im ersten befand sich eine verzierte Urne, im zweiten eine große Urne, die auf der Schulter mit Riefen verziert war. Als Beigabe enthielt sie einen Becher, eine Henkeltasse, eine flache Tasse, einen Topf, zwei Draht- und Fingerringe. Außerdem fand man eine Bronzenadel mit aufgerolltem Hals. Damals wurden die Toten verbrannt, und der Leichenbrand in Urnen auf großen Grabfeldern beigesetzt. Deshalb heißt die Zeit Urnenfelderzeit. Die Urnenfelderleute kamen um das Jahr 1200 vor Christus aus dem Süden in unsere Heimat. Auch sie waren vortreffliche Ackerbauer. Im Schulwingert zwischen dem Neuweg und der Bahn stellte man Siedlungsgruben aus der gleichen Zeit fest. Beim Roden kamen Scherben von Gefäßen der Bronzezeit sowie der Hallstattzeit zutage.
Damit bezeichnet man die ältere Eisenzeit. Der Name rührt von dem Gräberfeld her, das in der Nähe von Hallstatt im Salzkammergut entdeckt wurde und das erstmalig einen Einblick in diese neue Kultur gewährte. Auch der Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit vollzog sich allmählich. Eisen war zunächst als neuer und seltener Werkstoff noch kostbar und wurde als Einlage für bronzene Schwertgriffe und als Schmuck verwendet. Bald ging man dazu über, Waffen und Werkzeuge aus Eisen herzustellen. Das Hallstattvolk wohnte ursprünglich in den Ostalpen und kam etwa um 800 vor Christus in unsere Heimat. Es waren verschiedene Stämme, teils Viehzüchter mit Herden von Rindern, Schafen und Ziegen, teils Ackerbauer. Die Siedlung der Hallstattleute lag südlich von Bornheim in der Nähe des Hochbehälters der Wasserleitung. Auf dem Hähnchen wurden zwei in der Mitte muldenförmige Mahlsteine, von dreieckigem Querschnitt aus Niedermendiger Basaltlava, so genannte Napoleonshüte, gefunden. Die Getreidekörner legte man darauf, zerklopfte sie zuerst und zerrieb sie dann mit einem kleineren Stein. Ebenfalls im Hähnchen kamen zwei Siedlungsstellen und Hüttenlehm zutage. Daran sieht man noch hier und da die Eindrücke von dünnen Ästchen; denn der Lehm diente als Bewurf der aus Flechtwerk bestehenden Wände. Brannte eine solche Hütte ab, so wurde der Lehm gehärtet. Deshalb blieben die Riefen erhalten. Manchmal war der First der Häuser mit Ziegeln gedeckt. Ein sehr schönes Stück eines solchen Firstziegels mit hohem Rand wurde in der Gemarkung gefunden. In der Käfrigflitt kamen beim Roden Siedlungsgruben, Scherben, ein Spinnwirtel und ein Webgewicht zutage. Daraus ist ersichtlich, dass die Frauen es damals schon verstanden, Schafwolle und Flachs zu spinnen, daraus Stoffe zu weben und diese zu Kleidungsstücken zu verarbeiten. Weitere Siedlungsgruben wurden in den Gehöften Bliem in der Eulenhecke und der Weinhandlung Bliem in der Bahnhofstraße festgestellt. Dabei kamen Gefäßreste, Hüttenlehm sowie ein Reibsteinbruchstück zutage. Viele Gefäße der Hallstattzeit haben ein schwarzes Aussehen. Das kommt daher, dass zur Bemalung Graphit verwendet wurde. Die Hallstattsiedlung hatte also eine beträchtliche Ausdehnung und reichte von der Käfrigflitt und vom Hähnchen über den Neuweg bis zur Bahnhofstraße.
Die Kelten drangen um das Jahr 400 vor Christus von Frankreich aus nach Rheinhessen vor. Damit beginnt die jüngere Eisen- oder La-Tène-Zeit. Der Name stammt von dem berühmten Fundort La-Tène in der Schweiz. Auch diese Zeit ist durch Funde belegt. Im Gehöft Bliem in der Eulenhecke kamen Gefäßreste zutage. Ein Brandgrab mit zwei Urnen wurde in den ,,Krummen Äckern” freigelegt. Es lag dicht unter der Erdoberfläche, deshalb konnte man nur noch die unteren Teile zweier Urnen und Gefäßreste bergen. Daraus ließ sich feststellen, dass es aus dem 1. Jahrhundert vor Christus stammte. Damals waren die Wangionen, die als erster germanischer Volksstamm über den Rhein vorgedrungen waren, in unserer Heimat ansässig. Darum erhielt die Flur ,,Krumme Äcker” den neuen Namen ,,Beim Wangionengrab”.
Um das Jahr 60 vor Christus dehnten die Römer ihre Herrschaft bis zum Rhein aus. Ihre Häuser bauten sie aus behauenen Steinen und deckten die Dächer mit gebrannten Ziegeln. Deshalb haben ihre Bauwerke besser die Jahrhunderte überdauert. Auch in Bornheim haben wir zwei Fundstellen aus dieser Zeit. Im Gehöft Bliem in der Eulenhecke stieß man beim Ausgraben des Scheuerfundamentes auf römisches Mauerwerk. Es lag 80 cm unter der Erdoberfläche und war etwa 1 m breit. Außerdem kamen noch Gefäßreste zutage. Die zweite Fundstelle ist nicht weit davon entfernt. Als im Gehöft Koehler in der Eulenhecke ein Keller ausgeschachtet wurde, fand man einige runde Ziegel, wie man sie beim Bau der Hypokaustpfeiler verwendete. Die Römer hatten eine Fußbodenheizung. Es war unter den Bodenplatten ein Hohlraum, durch den die warme Luft hindurch zog. Der Boden wurde durch runde Ziegel, so genannte Hypokausten, getragen. Solche Warmluftheizungen gab es nur in großen Gebäuden. Deshalb beweisen die Funde, dass hier ein römischer Gutshof, eine so genannte Villa Rustica, gestanden und der bei Bliem entdeckte Mauerrest einen Teil der Umfassungsmauer gebildet hat. Bisher wurden leider keine Gefäßreste oder Münzen geborgen, so dass man nicht feststellen kann, wann und wie lange der Gutshof bestanden hat. Die römische Herrschaft dauerte ungefähr 400 Jahre. Sie gab der einheimischen Bevölkerung viele Anregungen, besonders auf dem Gebiete des Haus- und Straßen-, Acker- und Weinbaus.

Frankenzeit
Zu Beginn des 5. Jahrhunderts zogen die Römer ihre Truppen zurück. Germanische Volksstämme breiteten sich nun auf dem linken Rheinufer aus. Zunächst waren es die Wandalen und ihre Verbündeten. Bald darauf folgten ihnen die Burgunder und Alemannen. Der Burgunderkönig Gundahar, der König Gunter des Nibelungenliedes, gründete in unserer Heimat ein Reich. Es bestand aber nur wenige Jahrzehnte; denn im Jahre 436 wurde es von den Hunnen überrannt. Der König und die meisten Burgunder fielen. Die Überlebenden wurden in dem heutigen Burgund angesiedelt. In das freigewordene Land teilten sich die vom Niederrhein heraufdrängenden kriegerischen Franken und die am Oberrhein wohnenden Alemannen. Sie wurden im Jahre 496 von den Franken höchstwahrscheinlich bei Albig besiegt. Damit wurde unsere Heimat fränkisch. Die Franken waren wie alle Germanen Bauern. Die Heerkönige belohnten ihre Krieger mit Land und siedelten sie als Wehrbauern an. Die militärischen Führer, die späteren Edelinge, erhielten Land als Eigen. Sie gründeten einen Bauernhof, das war ihr Heim, und dieser Name übertrug sich auf die Gesamtheit der Höfe der Wehrbauern. Bei der fränkischen Landnahme bekamen so die meisten rheinhessischen Dörfer ihre Namen. Sie tragen fast alle die Endung ,,heim”. In dem Heimnamen steckt der Name des ersten Besitzers. Das war bei uns Brunicho, ein damals weit verbreiteter Name. Er gab unserem Dorf seinen Namen. Es stimmt nicht, dass Bornheim von Born oder Brunnen abgeleitet ist, wie man früher angenommen hat.
Von diesem fränkischen Bornheim ist allerdings nichts erhalten geblieben; denn die Häuser bestanden aus Holz oder Fachwerk und befanden sich wahrscheinlich innerhalb des heutigen Dorfbereichs. Nur ein Friedhof gibt uns Kunde von der damaligen Besiedlung. Er wurde im Jahre 1949 im Garten von W. G. Weidmann bei der Anlage eines tiefen Kellers freigelegt. Es ist ein Reihengräberfriedhof. Die Franken bestatteten ihre Toten in Reihen mit geringen Zwischenräumen. Der Leiter des Alzeyer Museums Dr. Durst stellte 3 Gräbergruppen fest. Außer 2 Doppelgräbern waren es Einzelgräber. Bei der ersten und zweiten Gruppe lagen die Gräber in west-östlicher Richtung, bei der dritten in nord-südlicher Richtung. Auf Grund der Beigaben konnten sie zeitlich bestimmt werden. Die ältesten Gräber, 18 an der Zahl, lagen 3 m unter der Oberfläche und stammen aus der Zeit 650—700. Sie enthielten auch die reichsten Beigaben. Es waren Männer- und Frauengräber, wie durch die beigegebenen Gegenstände festgestellt wurde. Die Männergräber enthielten Waffen, so verschiedene Schwerter, darunter eine große Spatha von 87cm Länge und einen großen Sax, der ohne Griff noch 53 cm lang war, ferner Reste von Messern, sowie einen Schildbuckel und eine Lanzenspitze. Auch ein Scheidenbeschlag aus Leder für eine Spatha war noch zum Teil erhalten. Er war dicht mit Bronzeknöpfen besetzt. Ferner kamen noch 2 Gürtelschnallen aus Bronze sowie Eisenbeschläge zutage. In den Frauengräbern fand man verschiedene Töpfe, darunter 2 mit Henkel und Ausguss, sowie eine Glastasse. Außerdem enthielten sie noch Glasperlen, einen Bronzeohrring und eine Scheibenfibel. So nennt man die Gewandnadeln. Sie dienten zum Zusammenhalten des Gewandes und ähneln unseren Sicherheitsnadeln. Die Platte der Scheibenfibel hat einen Durchmesser von 7 cm, sie besteht aus Eisen und hat strahlenförmige Verzierungen aus eingelegtem Silber. Ferner wurden noch ein Dolch, ein Messer und ein bemalter Tonwirtel geborgen. Als nun der Friedhof belegt war, füllte man ihn im südlichen Teil mit einer etwa 1 m hohen Erdschicht auf und konnte ihn weiter zur Bestattung verwenden. Von den 11 Gräbern der zweiten Gruppe wiesen nur 3 Beigaben auf, nämlich 2 Männergräber und 1 Frauengrab. Die ersteren enthielten wieder Waffen, das letztere eine Scheibenfibel und die beiden Teile einer Gürtelschnalle. Sie ist besonders prächtig verziert mit breiten, ineinander verschlungenen Bändern, die in Silber eingelegt sind. Die Funde befinden sich im Alzeyer Museum.
Während die Gräber der ersten und zweiten Gruppe in Reihen angeordnet sind, ist die Anlage derjenigen der dritten Gruppe wahllos. Sie liegen höher als die anderen und enthielten als Beigaben nur eine eiserne Schnalle und Reste eines Kammes. Es ist deshalb anzunehmen, dass sie einer späteren Zeit angehören, wahrscheinlich also aus dem 8. Jahrhundert stammen. Das würde auch die geringen Beigaben erklären; denn mit der zunehmenden Verbreitung des Christentums verbot die Kirche die bei den Heiden übliche Sitte, den Toten Waffen, Gefäße und Schmuck mit ins Grab zu geben.
Die freigelegten Gräber bilden nur einen Ausschnitt des damaligen Friedhofs. Er dehnte sich noch weiter nach Norden und Osten aus, wie durch frühere Einzelfunde festgestellt wurde. Infolge Bebauung des Nachbargebietes waren weitere Grabungen nicht möglich. Deshalb konnte die Größe des Gräberfeldes leider nicht ermittelt werden. Sicher hatte es eine beträchtliche Ausdehnung.
Bei den meisten bisher freigelegten fränkischen Friedhöfen befanden sich Kirchen.
Daher kann mit Sicherheit angenommen werden, dass auch in Bornheim auf diesem Gräberfeld eine Holzkapelle gestanden hat; denn Steinkirchen wurden erst im 10. und 11. Jahrhundert gebaut.
Für die folgende Zeit sind wir nun nicht mehr auf Bodenfunde angewiesen, sondern können uns auf schriftliche Aufzeichnungen stützen. Es sind Schenkungsurkunden. Die älteste finden wir in dem Codex Laureshamensis, in dem die Schenkungen an das Kloster Lorsch im Ried eingetragen sind. Sie befindet sich im Bayerischen Staatsarchiv in München und ist in lateinischer Sprache abgefasst.

Schenkungsurkunde:

Schenkungsurkunde

 

Schenkungsurkunde

Schenkung des Audulfus in demselben Dorf.
Ich im Nomen Gottes Audulfus schenke zur heiligen Ehre,
der regiert in der Pfarrei des Klosters Lorsch,
wo der ehrwürdige Abt Gundeland zu regieren scheint,
ein Gotteshaus im Wormsgau
in der Botinesheimer (Erbes- Büdesheimer) Gemarkung, das errichtet
ist zur Ehre des heiligen Michael und alles, was ich zu haben scheine an Ländereien, Häusern, Gehöften, Hufen (Bauerngütern),
Gefilden, zugänglichen Wäldern, Weinbergen, Gewässern, Gesinde
Ebenso in Brunheimer (Bornheimer) Gemarkung
2 Weinberge und Wald zu ewigem
Besitzvertrag ist angefügt. Protokoll im
Kloster Lorsch – im 16. Jahr des Königs Pippin

Ein genaues Datum ist nicht angegeben, nur das 16. Regierungsjahr des Königs Pippin. Deshalb kann die Schenkung in der Zeit vom November 767 bis Oktober 768 erfolgt sein. Damals schenkte Audulf zwei Weinberge und einen Wald dem Kloster Lorsch. Zwei Weinberge umfassten meistens 2 Morgen und entsprachen einem Hofgut. Wertvoll ist dieses Schriftstück in doppelter Hinsicht. Einmal wird unser Heimatort zum ersten Mal erwähnt. Zum anderen erfahren wir, dass in unserer Gemarkung bereits damals Reben angepflanzt wurden. Somit ist der Weinbau mindestens 1200 Jahr alt, wahrscheinlich aber älter; denn es kann sein, dass die Römer schon Trauben ernteten. Auch unser Dorf besteht schon länger. Durch Bodenfunde können wir eine ununterbrochene Besiedlung seit der Jungsteinzeit belegen. Das sind über 5000 Jahre.
Noch im Jahre 768 wurde Karl der Große der Nachfolger Pippins. Er erhob das Kloster Lorsch im Jahre 772 zur Reichsabtei. Zu diesem Zeitpunkt hatte es schon über 800 Schenkungen erhalten. Bis zum Ende des 8. Jahrhunderts waren es fast 2000.
Eine weitere Urkunde liegt vor aus dem Jahre 782. Am 7. März schenken Bernherius und Waltrud einen Mansus, d. h. ihr Bauerngut, in Brunheim im Wormsgau, sowie ihr Eigentum in der Flonheimer Gemarkung dem Kloster Lorsch. Im Lorscher Urkundenbuch finden wir den Namen Brunheim oder Bruniheim noch mehrmals. In den Jahren 791, 792, 798 sind weitere Schenkungen eingetragen, bei den beiden letzteren handelt es sich wieder um Weinberge.
Auch in Schenkungen an das Kloster Fulda aus dem 8. bis 10. Jahrhundert wird Bornheim erwähnt. Damals führte es den Namen Burnesheim. In späteren Urkunden wird es Brunneheim (1019), Burnheim (1379) und Borinheim (1348) genannt.

Fundorte

 

Fundorte

Fundkatalog

Eiszeit

1957 Graben in der Sauerwiese: Halswirbel vom wollhaarigen Nashorn, etwa 110000 v. Chr. Jungsteinzeit

Bandkeramik
1927 Bahnhofstraße (Weinhandlung Bliem): Gefäßrest und
1949 Gefäßreste
1936 Am Galgenberg: Siedlungsgrube, Gefäßreste 1949 Hindenburgring (W. G. Weidmann): 3 Wohnstellen, Brunnen, Gefäßreste

Hinkelsteingruppe

1937 Gefäßreste, 1 Hinkelsteinkeil

Rössener Kultur
1935 Mühlweg (Otto Koehler): Siedlungsgrube, Gefäßreste
1949 Hindenburgring (W. G. Weidmann): Reste eines Kugelbechers
1952 50 Morgen (W. G. Weidmann): Gefäßreste

Michelsberger Kultur
Gefäßreste

Steingeräte
1961 Galgenberg: Steinaxt mit Schneide und vollendeter Hohlbohrung 9,1 cm lang Eulenhecke: 2 Steinbeile

Frühe Bronzezeit
1948 Oswaldshöhe: Gefäßrest

Urnenfelderbronzezeit
1927/28 Eulenhecke (Bliem): 2 Brandgräber: Urnen mit Leichenbrand und Beigefäßen: Henkeltasse, flache Tasse, 2 Spiralfingerringe, Bronzenadel, Rest eines Bechers
1928 Neuweg (Schulwingert): Siedlungsgruben, Gefäßreste
1952 50 Morgen (W.G. Weidmann): Gefäßreste

Ältere Eisen- oder Hallstattzeit
1927, 1953, 1957 Eulenhecke (Bliem): Siedlungsgruben, Gefäßreste, Reibsteinbruchstück, Hüttenlehm
1934 Hähnchen (Otto Koehler): Mahlstein
1935 Hähnchen (Hof-Mohr):2 Siedlungsstellen, Hüttenlehm, Mahlstein, Gefäßreste und
1951 Gefäßreste Neuweg (Schulwingert): Siedlungsfunde, Gefäßreste
1935 Käfrigflitt (Emt):Siedlungsgruben, Gefäßreste, Webgewicht, Spinnwirtel
1952 Bahnhofstraße (Weinhandlung Bliem):Wohnstelle der Späthallstattzeit, Gefäßreste

Jüngere Eisen- oder La-Tène-Zeit
1927/28 Eulenhecke (Bliem):Gefäßreste
1953 Beim Wangionengrab (W.G. Weidmann): Brandgrab mit 2 Urnen, Gefäßreste

Römerzeit
1926 Eulenhecke (Bliem):Römisches Mauerwerk, Gefäßreste
1927 Eulenhecke (Koehler): Hypokauste

Frankenzeit
1949 Hindenburgring (W. G. Weidmann): Fränkischer Reihengräberfriedhof um 700 mit reichen Beigaben an Waffen und Schmuck

1958 4 Gräber angeschnitten, Frankentopf, Gefäßreste
1958 Einmündung Mörsweg in Bahnhofstraße:Skelett ohne Beigabe

Bornheim unter den Wild- und Rheingrafen
Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts war das fränkische Reich in Gaugrafschaften eingeteilt. Bornheim gehörte, wie schon oben erwähnt, zum Wormsgau. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts wurde der westliche Teil des Wormsgaues selbständig und bildete den Nahegau. Zu ihm kam Bornheim.
Die Gaugrafen verwalteten die Gaue. Ursprünglich waren sie Beamte, später machten sie sich selbständig und teilten die Gaugebiete unter sich auf. Im Nahegau finden wir von 960 an Grafen mit dem Namen Emicho. Wahrscheinlich waren sie Untergrafen der Sailer und wurden von ihnen mit der Grafschaft belehnt. Ihre Nachkommen sind die Wildgrafen. Die Stammburg ist die Kyrburg bei Kirn an der Nahe. Den Wildgrafen gehörte Bornheim seit dem frühen Mittelalter zusammen mit Flonheim, Uffhofen, Wendelsheim, Lonsheim und Eichloch (Rommersheim). Der Nahegaugraf Emicho nannte sich schon 1098 Graf von Flonheim und hatte dort eine Burg.
Als der Wildgraf Konrad im Jahre 1283 gestorben war, teilten seine beiden Söhne Emicho und Gottfried die Besitzungen ihres Vaters. Graf Gottfried erhielt Bornheim, den unteren Teil von Flonheim, Wendelsheim und Eichloch, während Graf Emicho den oberen Teil von Flonheim und Uffhofen bekam. Emicho wurde der Begründer der Kyburgischen Linie, Gottfried derjenige der Dhaunischen Linie.
Im Mittelalter wurden die Dörfer öfters als Pfand benutzt, wenn die Landesherren Geld brauchten. So verpfändeten Raugraf Georg II., seine Gemahlin Margaretha von Katzenellenbogen und ihr Sohn Wilhelm am 11. Dezember 1348 ihre Rechte und Leute im Amt zu Flonheim, sowie ihre Leute zu Uffhofen und Bornheim an den Wildgrafen Friedrich von Kyrburg für 250 Pfund guter Heller mit dem Recht der Wiedereinlosung.
Raugrafen nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Grafen von der Baumburg bei Altenbamberg. Sie waren mit den Wildgrafen verwandt.
Nach dem Erlöschen der Dhaunischen Linie kam Bornheim im Jahre 1350 an die (Wild- und) Rheingrafen. Sie waren jedoch nur Untergrafen, d. h. Lehensleute der Pfalzgrafen. Dies geht aus dem Lehenbuch des Pfalzgrafen Ruprechts III. von 1398 hervor. Das Stammhaus der Rheingrafen ist die Burg Rheingrafenstein bei Münster am Stein. Johann, Rhein- und Wildgraf zu Dhaun, scheint oft in Geldnot gewesen zu sein. Im Jahre 1374 verkaufte er die Dörfer Flonheim, Bornheim und Wendelsheim an den Pfalzgrafen Ruprecht den Jüngeren. Später löste er sie wieder ein, verpfändete sie 1381 erneut an den Pfalzgrafen Ruprecht II. für 1400 Gulden. Wann die Einlösung der Wildgrafen erfolgte, ist unbekannt. Eine weitere Verschreibung erfolgte im Jahre 1438 an den Kurfürsten Ludwig IV. von der Pfalz. Er musste für die Dörfer Flonheim, Bornheim, Uffhofen, Wendelsheim, Wörrstadt, Eichloch, Stein-Bockenheim, Niedernhausen und Münsterappel 500 Malter Korn und 1500 Malter Hafer als Kaufpreis an Johann, Wildgraf zu Dhaun und Kyrburg, Raugraf zum Stein, bezahlen und sollte jährlich 200 Malter von der Haferbede der Dörfer Flonheim, Bornheim, Uffhofen und Wendelsheim erhalten. Dem Wildgrafen blieben jedoch die Gefälle und Gülten, d. h. Abgaben der oben genannten Dörfer vorbehalten.
Beim Tode eines Wildgrafen musste der jeweilige Nachfolger in einem so genannten Lehensrevers seinem Lehnsherren Treue geloben. So wurden am 31. Mai 1409 nach dem Tode des Wildgrafen Otto zu Kyrburg dem Wildgrafen Johann von neuem die pfälzischen Lehen übergeben. Dazu gehörten auch Flonheim, Bornheim und Uffhofen. Weitere Lehensreverse sind aus den Jahren 1427, 1577 und 1593 vorhanden. In diesen wird auch Bornheim aufgeführt.
Ende des 15. Jahrhunderts kam es manchmal zu Reibereien zwischen den Wildgrafen und der Kurpfalz. Am 16. Januar 1492 wurden verschiedene Streitpunkte geregelt. Unter anderem sollte dem Wildgrafen die Atzung (Bewirtung) zu Bornheim ungehindert zustehen.
Zwischen Pfalzgraf Philipp und Wild- und Rheingraf Johann VI. traten bald neue Streitigkeiten auf. Sie wurden am 17.Februar 1497 zu Heidelberg beigelegt. Ein Punkt betraf die beiden Hofleute zu Bornheim. Sie sollten sowohl dem Pfalzgrafen als auch dem Wildgrafen frönen. Wahrscheinlich handelte es sich um den Hofmann des Chumbder und des rheingraflichen Hofes.
Das Haus der Wild- und Rheingrafen spaltete sich 1515 wieder. Bornheim fiel an die Linie zu Dhaun und 1574 an die Nebenlinie zu Grumbach. 1671 wurde es der Unterlinie zu Rheingrafenstein zugeteilt. In dem Salbuch aus dem Jahre 1680 sind die Rechte und Gefälle d. h. Einkünfte der Rheingrafen in Bornheim aufgezeichnet. Sie bekamen 50 Malter Hafer, 2 Malter Korn und 27 Gulden. Der Rheingraf zu Flonheim erhielt außerdem 50 Malter Korn. Im Jahre 1702 wurde Bornheim an den Zweig zu Dhaun abgetreten und dem Amt Flonheim angegliedert. Eine Urkunde vom 20. August 1720 gibt uns Aufschluss über die Rechte, welche die Wild- und Rheingrafen zu damaliger Zeit besaßen. Nach dem Tode des Wild- und Rheingrafen Leopold Philipp Wilhelm verlieh der Kurfürst Carl Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, dem Sohn des verstorbenen Ludwig Carl Philipp, Wildgrafen zu Dhaun und Kyrburg, Rheingrafen zum Stein usw., die pfälzischen Lehen, welche auch seine Vorfahren innehatten. Es waren die Dörfer Flonheim, Bornheim, Wendelsheim und Eichloch mit den ,,gemeinen Leuten”, d. h. allen Einwohnern außer den Adligen und Geistlichen. Sie waren zu Dienstleistungen und Abgaben verpflichtet. Dazu gehörte in der Hauptsache der Weinzehnte, das Zinskorn und der so genannte ,,Wegschnitt“, worunter man das Recht verstand, die auf dem Wege stehende Frucht der angrenzenden Grundstücke abzuernten. Außerdem übten die Wild- und Rheingrafen die Gerichtsbarkeit aus. Sie erhielten die Hühner, die im Gericht zu Flonheim abgeliefert werden mussten und zogen das Pfennig- und Kappengeld ein (Kappen sind Kapaune).
1750 starb Dhaun aus. Es wurde von den Fürsten Salm-Salm und Salm-Kyrburg, sowie den Rheingrafen von Grumbach und Rheingrafenstein beerbt. Das Amt Flonheim blieb gemeinsamer Besitz. Um 1790 besaßen Salm-Salm und Salm-Kyrburg je 5/16 und Grumbach und Rheingrafenstein je 3/16 des Amtes Flonheim.
Als 1793 Rheingrafenstein erlosch, fielen seine Besitzungen an Grumbach. Den verwickelten Besitzverhältnissen machten dann die Franzosen ein Ende.

Kurpfälzische Rechte in Bornheim
Kurpfalz hatte in Bornheim, Flonheim, Uffhofen, Wendelsheim und anderen Orten einen Anspruch auf den Bergwerkszehnten. Im Jahre 1478 verlieh Kurfürst Philipp von der Pfalz dem Johann, Wildgrafen zu Dhaun und Kyrburg und Rheingrafen zum Stein, der kurpfälzischer Erbmarschall war, wegen seiner Verdienste die Hälfte des Bergwerkszehnten. Nun ist zwar nichts davon bekannt, dass in Bornheim ein Bergwerk war, wie bei Wendelsheim, wo man Quecksilbererze grub. Die so genannte Schinderhanneshöhle unterhalb der Teufelsrutsch war ein solcher Bergwerksstollen.
Aber in unserer Gemarkung befanden sich Steingruben, in denen auch Mahlsteine gebrochen wurden, wie aus Schriftstücken späterer Zeit hervorgeht. Von dem Erlös der Steine musste der Bergwerkszehnte entrichtet werden.
Im Mittelalter gab es Freie und Leibeigene. Die Letzteren waren unfreie Menschen und ihrem Herrn zu Abgaben und Diensten verpflichtet. Hielt sich ein Fremder länger als ein Jahr in einem Dorf in der Umgebung von Alzey auf, so hatten die Pfalzgrafen das Recht, ihn als Leibeigenen zu behandeln. Man bezeichnete die zugewanderten Fremden als ,,Wildfänge”. Diese Befugnis, das so genannte Wildfangregal, stand ursprünglich nur dem deutschen König zu. Später übertrug er es den Pfalzgrafen, die es durch den Aushaut (Außenvogt), auch Hühnervogt genannt, verwalten ließen. Er kam zu jedem Zugezogenen und sagte: ,,Ich nehme Euch im Namen meines gnädigsten Kurfürsten zum Wildfang an und begehre von Euch den Fahegülden (Fanggulden)”. Der Wildfang musste den Treueid Leisten und wurde in das Leibsbedregister eingetragen. Nun war er Leibeigener, auch wenn er vorher frei gewesen war. Das Wildfangrecht stand dem Kurfürsten in der heutigen Pfalz, in Rheinhessen, auf dem linken Rheinufer abwärts bis Bacharach, in dem Nahe-Hunsrückgebiet, auf dem rechten Rheinufer im südlichen Starkenburg und Nordbaden einschließlich dem Kraichgau zu und brachte ihm jährlich 90.000 Gulden ein. Das war damals viel Geld. Deshalb gestattete er nur in ganz seltenen Fallen zugezogenen Männern sich loszukaufen. Bei Frauen war es überhaupt nicht möglich; denn ihre Kinder wurden wieder Leibeigene und damit eine Einnahmequelle für den Herrn. Auch in Bornheim waren pfälzische Wildfänge, wie aus dem Salbuch der leibeigenen Menschen vom Jahre 1494 hervorgeht. (Als Salbuch bezeichnet man ein Buch, in dem die Rechte und Einkünfte eines Herrn in einer Landschaft zusammengestellt sind.) Der Ausfaut schützte die Wildfänge. Dafür waren sie zu dreierlei Leistungen verpflichtet, nämlich zur Bede (Geldleistungen), Fron (Hand- und Spanndiensten) und Reise (Kriegsdiensten). Nähere Angaben finden wir in dem Salbuch von 1576. Kurpfalz hatte einen Faut in Bornheim. Die pfalzgräflichen Leibeigenen mussten 8 Gulden als Bede bezahlen und die Frauen ein Fastnachtshuhn geben. Die Hintersassen, wie man die Leibeigenen auch nannte, wurden zur Waldfron herangezogen. Die Pferdebesitzer mussten das Brennholz aus dem Wald fahren, während die anderen, die so genannten Handfröner, das Brennholz hauen und binden sowie Holzgeld entrichten mussten. Daneben gab es noch die große Fron. So war der Chumbder Hof verpflichtet, einen Vierspanner-Wagen zu stellen, um Wein zu fahren oder andere Fahrten durchzuführen.
Außer dem oben schon erwähnten Holzgeld stand Kurpfalz auch das Holzkorn zu. Es wurde gewöhnlich an Martini (11. November) im Chumbder Hof erhoben. An diesem Tag kam der Forstmeister aus Alzey mit einigen Jägern und Forstknechten nach Bornheim, um die Abgabe einzuziehen. Über ihre Höhe gibt uns das 1652 erneuerte Weistum von Weinheim Auskunft, das auch für Bornheim Gültigkeit hatte. Sie richtete sich nach der Anzahl der Pferde, die der einzelne besaß. Ein ,,ganzer Holzkorner” hatte drei Malter Korn abzugeben, ein ,,halber Holzkorner”, das ist ein Mann mit 2 Pferden, 1/2 Malter Korn, 1 Hahn und 1 Malter Hafer und schließlich ein ,,Zustößer”, das ist ein Mann mit 1 Pferd oder 2 Ochsen” 1 Malter Korn, 1 Hahn und 1 Malter Hafer. Das Holzkorn sollte so sauber sein, dass beim Hineinstechen mit einer nassen Messerklinge weder Staub noch Grannen daran hängen blieben. Wer seinen Verpflichtungen nicht nachkam, konnte von dem Faut gepfändet werden. Nach dem Entrichten des Holzkornes war man berechtigt, sich in den kurpfälzischen Wäldern einen Wagen Holz zu holen. Dieses Recht hatten 17 Dörfer in der Umgebung von Alzey. Sie bildeten eine so genannte Forstschaft. Dazu gehörten: Offenheim, Weinheim, Heimersheim, Bornheim, Lonsheim, Bermersheim, Albig, Gabsheim, Biebelnheim, Gau-Köngernheim, Framersheim, Esselborn, Wahlheim, Freimersheim, Kettenheim und Spiesheim. Das sind allerdings nur 16 Dörfer. Über das 17. bestehen Vermutungen. Es könnte Schafhausen oder Gau-Heppenheim sein.
Die kurpfälzische Ausfautei hatte auch die Vormundschaft der Waisen zu regeln, sowie dafür zu sorgen, dass die Unterhaltspflicht gegenüber unehelichen Kindern eingehalten wurde. Außerdem war sie bei Erbteilungen der Leibeigenen zuständig. Anfangs konnte der Wildfang überhaupt nichts erben und auch nichts vererben, sondern der gesamte Nachlass fiel dem Landesherren zu. Später wurde die Bestimmung gemildert. Nur ein Erbe, der im Ausland, also im Gebiete eines anderen Herren wohnte, konnte nichts erben. Der Landesherr erhielt beim Tode eines Mannes das so genannte Besthaupt, d. h. das beste Stück Vieh im Stall, und beim Hinscheiden der Frau das beste Gewand. In späterer Zeit wurde die Abgabe in Geld umgewandelt. Beim Tode eines unehelich Geborenen hatte der Landesherr jedoch weiterhin Anspruch auf den gesamten Nachlass des Verstorbenen.
Auf den Straßen hatte Kurpfalz das Recht, von den Reisenden Geleitgeld, sowie von den Waren und dem Vieh Zoll zu erheben. Solche Zollstätten befanden sich in Flonheim und Uffhofen. Das Geleitsrecht war aber auch mit Verpflichtungen verknüpft. Der Landesherr musste die Straßen unterhalten und dafür sorgen, dass niemand geschlagen, beraubt oder gefangen wurde. Bei einem Überfall sollten im nächsten Dorf die Glocken geläutet werden. Jeder war dann verpflichtet, den Täter zu verfolgen. Diese Bestimmungen legte man im Reichstagsabschied von Augsburg im Jahre 1548 fest. Elf Jahre später wurde angeordnet, dass der Landesherr Schadenersatz leisten musste, wenn auf einer Geleitstraße jemand zu Schaden kam. Deshalb wurden auf den Durchgangsstraßen, besonders in der Zeit von Messen, Streifen von Geleitsreitern bestellt, die den Schutz der Reisenden übernahmen. Eine solche Straße berührte zwar nicht Bornheim, aber Flonheim und führte von Mannheim über Alzey nach Kreuznach. Weigerte sich nun jemand, die der Kurpfalz zustehenden Gerechtigkeiten anzuerkennen oder seinen Verpflichtungen nachzukommen, so war der Faut berechtigt, in den Häusern Pfändungen vorzunehmen. Im Notfall durfte er sogar den Betreffenden inner- oder außerhalb des Dorfes verhaften und ihn nach Alzey bringen. In dem oben erwähnten Salbuch heißt es, dass vor Jahren, also vor 1576, der Amtmann Andreas Herd zu Rheingrafenstein samt dem rheingräflichen Sekretär außerhalb des Dorfes ergriffen, nach Alzey gebracht und dort in Haft gehalten wurden.
Die kurpfälzischen Leibeigenen brauchten den Rheingrafen nicht zu fronen. Nach 100 Jahren war es aber anders. In dem Regalienbuch aus dem Jahre 1683 steht, dass die pfälzischen Leibeigenen verpflichtet waren, für die Rheingrafen Briefe nach
Eichloch und Wendelsheim zu tragen.
Auch Kurmainz hatte damals Leibeigene in Bornheim. Der Leibzins wurde nach Nieder-Olm entrichtet. Die übrigen Leistungen, zu denen die Leibeigenen verpflichtet waren, standen den Rheingrafen zu. Wenn die Bornheimer den Rheingrafen huldigten, musste ein Vertreter von Kurpfalz zugegen sein, da beide in Bornheim Rechte besaßen.
Das war schriftlich im kurpfälzischen Salbuch des Amtes Alzey aus dem Jahr 1683 niedergelegt: ,,In Malefizsachen (d. h. schwere Verbrechen, die an Leib und Leben gingen) hat Churpfaltz außer den Bannzäunen den Angriff als Landesfürst.” Und in dem Bornheimer Weistum (Weistum bedeutet Dorfordnung, in welcher der Herr den Dorfbewohnern gewisse Rechte zuweist) in der Sammlung der wild- und rheingraflichen Weistümer steht, dass die Rechtsprechung über das Dorf und die Gemarkung dem Schultheiß, den Schöffen und den Rheingrafen zusteht.
Am 18. Februar 1698 wurde zwischen der Kurpfalz und dem rheingraflichen Hause ein Vertrag abgeschlossen. Dann verzichtete Kurpfalz auf sein Wildfangs- und Leibeigenschaftsrecht in Flonheim, Bornheim und anderen rheingraflichen Orten. Gleichzeitig wurde sowohl den kurpfälzischen als auch den wildgräflichen Leibeigenen nach Erlegung des ,,Zehnten Pfennigs oder Nachsteuer“ die Freizügigkeit in beiden Gebieten zugebilligt.
Es war das Bestreben des Inhabers der Dorfgerichtsbarkeit, die Rechte anderer Herrschaften in und am Dorf zu beseitigen. So trat Kurmainz im Jahre 1711 alle seine Leibeigenen in Flonheim, Bornheim und Uffhofen an die Wild- und Rheingrafen ab und erhielt dafür die 22 1/2 Malter Korn ertragende Mühle und 7 1/2 Malter Korngülte zu Wöllstein. Der Vorgang, geschlossene Ortsherrschaften zu bilden, war langwierig und bei Ausbruch der Französischen Revolution noch nicht abgeschlossen. In dem oben erwähnten Regalienbuch aus dem Jahre 1683 wird auch der Chumbder Hof genannt. Er gehörte zu Kurpfalz, lag aber auf rheingräflichem Gebiet. Die Gerichtsbarkeit stand dem kurpfälzischen Oberamt in Alzey zu, aber auch die Rheingrafen beanspruchten sie. Einmal kam es zu einer Machtprobe, bei der die Rheingrafen den Kürzeren zogen. Sie hatten nämlich dem Hofmann, d. h. dem Pächter des Chumbder Hofes, ein Stück Vieh gepfändet, mussten es aber auf Veranlassung der Kurpfalz wieder herausgeben.

Geistliche und adlige Güter
In Chumbd bei Simmern im Hunsrück befand sich früher ein Zisterzienserkloster. Es war im Jahr 1196 als Doppelkloster für Mönche und Nonnen gegründet worden. Das letztere war früher in Bornheim begütert.
Im Jahre 1241 übergab Erzbischof Rudolf von Trier alle seine Güter zu Bornheim, sowie das Patronatsrecht, d. h. das Recht, die Pfarrer zu bestimmen, erblich dem Kloster Chumbd. Die Schenkung wurde durch Papst Clemens bestätigt. Im Jahre 1299 vermachten die Bischöfe Conrad zu Köln und Bischof Bernhard zu Mainz dem Kloster Chumbd das gesamte Einkommen der Pfarrei Bornheim, jedoch unter der Bedingung, dass es für den Lebensunterhalt des Pfarrers sorgen müsste.
Der Chumbder Hof wird erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1311 erwähnt. Damals verkaufte die Äbtissin Schwester Yrmingardis und der ganze Konvent der Nonnen in Chumbd dem Godefridus, genannt Hurler, Bürger zu Kreuznach, und seiner Ehefrau Yda eine Rente von 4 Malter Weizen und 16 Malter Korn Binger Maß und 4 Pfund Wachs aus ihrem Hof in Bornheim, die nach Angabe des Käufers nach Kreuznach oder Bingen gebracht werden sollten. Starb einer der Käufer, so fiel die Rente an das Kloster zurück. Zu seinem Gedächtnis sollte jährlich an dem nächsten Quatembermittwoch ein Pfund Wachs verbrannt, ein Malter Weizen und drei Malter Korn für das Kloster verwandt, sowie ein Malter Korn zu Brot verbacken und vor dem Tor an die Armen verteilt werden. (Quatember sind Buß- und Fastentage mit besonderem Gottesdienst zu Beginn der 4 Jahreszeiten: 1. Fastenwoche, Pfingstwoche nach dem 14. September und 13. Dezember). Nach dem Tode beider Käufer sollte es an den Quatemberdonnerstagen so gehalten werden. Falls die Äbtissin diese Anordnung lässig durchführte, sollte dem Kloster Chumbd der Genuss der Renten entzogen und dem Abt und Konvent des Klosters Otterberg in der Pfalz übergeben werden, die dann die Jahresgedächtnisse halten sollten.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden die unter pfälzischem Schutz stehenden Zisterzienser- und Zisterzienserinnenklöster säkularisiert, d. h. ihre Güter wurden nach Einführung der Reformation von Kurpfalz übernommen. Der Chumbder Hof wurde der geistlichen Administration übertragen. Sie verpachtete ihn.
Im Besitz der Familie Stofft befindet sich ein auf Pergament geschriebener Erbbestandsbrief (Erbpachtvertrag) aus dem Jahre 1683. Damals wurde der Chumbder Hof mit allen hergebrachten Rechten und Gerechtigkeiten von dem Pfalzgrafen Carl an Conrad Zimmermann und alle seine Leibeserben und Nachkommen für 1.000 Gulden Erbkaufschilling erblich verliehen. Von dem Kaufpreis musste ein Drittel sofort entrichtet werden und der Rest in 3 gleichen Raten in den Jahren 1684, 1685 und 1686.
Das Hofgut umfasste die Hofreiten von Hof-Mohr, Dietz und Stofft. Dazu gehörten 7 3/4 Morgen Wingert, 2 Gärten von zusammen 4 Morgen, 15 Morgen Wiesen und 283 1/2 Morgen Acker. Der Erbbeständer (Erbpächter) sollte Gebäude und Grundstücke so in Ordnung halten, als wäre es sein Eigentum, durfte jedoch nichts davon verpfänden oder vertauschen. Als Pacht waren jährlich 90 Malter Korn und 20 Malter Gerste festgesetzt. Das Getreide musste der Erbbeständer an Martini mit eigenem Fuhrwerk zur Schaffnerei in Kreuznach bringen. Eine Herabsetzung der festgesetzten Menge fand nur statt, wenn durch Hagelschlag oder Kriegsereignisse die Ernte schlecht ausgefallen war. Dann sollte der Schaden in Augenschein genommen werden und ein entsprechender Nachlass gewährt werden. Außerdem war der Erbbeständer verpflichtet, jährlich 35 Gulden zu bezahlen und war dafür von Frondiensten, Stellung eines Reisewagens (Bagagewagens in Kriegszeiten) und weiteren Abgaben befreit. Über die Einkünfte, Abgaben und Verpflichtungen des Chumbder Hofmannes berichtet uns ein Schriftstück aus dem Jahre 1721. Es ist ein Auszug aus dem Lagerbuch der Schaffnerei Chumbd.
Dem Chumbder Hofmann (Pächter) musste der Zehnte von dem, was in der Bornheimer Gemarkung angepflanzt wurde, abgeliefert werden. Man unterschied den großen Zehnten. Er bestand in der Abgabe des zehnten Teiles an Getreide. Deshalb hieß er auch der Fruchtzehnte. Auch der Kohlsamen (Raps) gehörte dazu. Der Weinzehnte stand allein der Herrschaft zu. Alles Übrige, wie Kraut, Rüben, Heu, Nüsse, Äpfel, Birnen, Wicken, Linsen und Bohnen fielen unter den kleinen Zehnten. Der Hofmann sollte mit einer Stange oder Rute von genau vorgeschriebener Lange damit die 10. Rote abmessen. Er brauchte nicht zu warten, bis die Leute den kleinen Zehnten brachten, sondern er hatte das Recht, ihn durch seine Leute vom Felde holen zu lassen. Von Kälbern, Lämmern, Ferkeln und Geflügel musste der Viehzehnte entrichtet werden. Die Leute sollten die Tiere dem Hofmann bringen. Wurde der Viehzehnte aber nicht abgeliefert, war er berechtigt, ihn selbst zu holen. Jedoch sollte er nicht das beste aber auch nicht dasschlechteste Stück Vieh nehmen. Wollte ein Bauer ein Kalb behalten, um es aufzuziehen, so musste er dem Hofmann 2 Albus (Weißpfennig) entrichten.
Später wurden auf Anordnung Napoleons die Staatsgüter verkauft und der Chumbder Hof ging in den Besitz der Familie Zimmermann über.
Außer dem Chumbder Hof, der kurpfälzisches Eigentum war, gab es noch den Ruppertsberger Hof. Der Eigentümer war das Kloster Ruppertsberg bei Bingen, das im Jahre 1151 von der heiligen Hildegard aus Bermersheim gegründet worden war. Es lag in dem heutigen Bingerbrück. Aus einer Urkunde geht hervor, dass es bereits im Jahre 1383 Güter in Bornheim hatte. Am 1. August schenkte Johann Sterchin in Flonheim 41/2 Morgen Acker in der Bornheimer Gemarkung den Kloster Ruppertsberg, das bereits den angrenzenden Acker in Besitz hatte. Eine weitere Urkunde liegt aus dem Jahre 1593 vor. Am 5. Juli geben die Äbtissin Cunigundt Freyen von Lhern und der Konvent des Klosters Haus, 1-lof, Acker, Weingarten, Wiesen usw. in Erbpacht an Coricin Fritz, Nicolaus Waldt und Georg Bretzenheimer. Die jährliche Pacht betrug 20 Malter Korn Binger Maß und war zwischen Maria Himmelfahrt (15. August) und Maria Geburt (8. September) von einem der Pächter ins Kloster zu liefern. Zur Sicherheit musste jeder Pächter einGrundstück als Unterpfand geben. Über die Größe des Gutes finden wir jedoch keine Angaben. Der Erbbestandsbrief wurde 1611 erneut ausgestellt, da der erste durch den Stadtschreiber von Bingen frevelhafterweise eingezogen worden war. Das Hofgut lag im Hindenburgring und umfasste die Hofreiten von Scholl und Messinger. Nach dem Salbuch von 1680 gehörten dazu 56 1/4 Morgen Acker, 3 Morgen Wiesen und 3/4 Morgen Weingarten, der aber damals wüst lag. Es musste jährlich 20 Malter Korn Binger Maß an das Kloster Ruppertsberg abführen und an die Rheingrafen 20 Malter Hafer Kreuznacher Maß.
Auch das Benediktinerkloster Sankt Alban bei Mainz war in Bornheim begütert. Am
15. Dezember 1019 bestätigte König Heinrich II. dem Kloster seine Besitzungen in Flonheim und Bornheim. Von dem Probst Eberhard des Augustiner-Chorherrenstiftes in Flonheim kaufte der Pfarrer Peter zu Sankt Alban in Mainz im Juli 1295 einen Hof und Weinberg in Bornheim. Später wurden seine Güter anscheinend dem Chumbder Hof übertragen; denn im Salbuch von 1680 ist vermerkt, dass er jährlich 20 Malter Korn Mainzer Maß an das Sankt Albansstift zu liefern habe.
Ebenso bezog das Liebfrauenstift in Mainz Einkünfte aus Bornheim. Am 14. Mai 1379 vermachte Herr Wortwich von der Ecken, Stiftsherr von Mariagreden (Liebfrauenstift) in seinem Testament seiner Magd Katherin 4 Achtel Korngült (Kornzins) zu Bornheim auf ihr Lebtag.
Ferner hatte der Abt zu Maximin in Trier Güter in Bornheim. Er erhielt jährlich 4 Malter Korn. Von wem die Güter bewirtschaftet wurden, ist nicht bekannt. Die gleiche Menge hatte der Abt zu Tholey aus dem Chumbder Hof zu beanspruchen.
Es ist erstaunlich, dass die Klöster Maximin in Trier und Tholey im Saargebiet aus Bornheim Einkünfte erhielten. Das lässt sich so erklären. Nach der fränkischen Landnahme kamen über Metz und Trier Missionare an den Rhein und es erfolgten Schenkungen u. a. auch on die Abtei St. Maximin in Trier. Im 10. Jahrhundert wurden der Abtei jedoch zahlreiche Güter durch Mainz entzogen. Vielleicht wurden die Besitzungen St. Alban in Mainz Obergeben; denn im späten Mittelalter hatte es größeren Besitz in Flonheim, Bornheim, Lonsheim, Bermersheim und Bechtolsheim.
Ein großes Gut gehörte dem Augustiner-Chorherrenstift in Flonheim. Nach dem Zins- und Lagerbuch aus den Jahren 1390/1400 war es fast 160 Morgen groß. Um die
Mitte des 16. Jahrhunderts führten die Rheingrafen die lutherische Religion ein und zogen wahrscheinlich auch den Besitz des Stiftes ein; denn im Alzeyer Salbuch von 1576 lesen wir von einem rheingräflichen Gut in Bornheim. Nach dem Lagerbuch der Gemeinde Bornheim von 1754 umfasste es 165 Morgen Feld, 31/4 Morgen Wiesen und 2 1/3 Morgen Weingarten. Da die Größe beider Güter fast übereinstimmt, ist anzunehmen, dass das rheingräfliche Gut ursprünglich dem Augustiner-Chorherrenstift in Flonheim gehört hatte. Das Gut lag in der Eulenhecke und’ ist heute in Besitz der Familie Koehler.
In der Bornheimer Gemarkung hatten die Wild und Rheingrafen noch den Rauentaler Hof. Dazu gehörten im Jahre 1754 123 Morgen Acker und 93/4 Morgen Wiesen. Es waren 2 Häuser, Scheunen und Stallungen vorhanden. Pächter des Hofes war im Jahre 1813 Jakob Schmitt. Weil es an Wasser mangelte, ist der Hof in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts eingegangen. Die letzten Pächter waren Krämer und Weiser. 1838 wanderte Weiser mit seiner Frau und sieben Kindern nach Nordamerika aus. Vom Jahr 1843 ab war der Hof unbewohnt. Die Gebäude verfielen im Laufe der Zeit und heute geht wieder der Pflug über die Stelle, wo einst der Hof gestanden hat.

Verhältnisse bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
Bornheim war früher kleiner. An der Bahnhofstraße standen noch keine Häuser, dort waren Gärten. Damals war das Dorf mit einem Graben umgeben. Dahinter war die Erde zu einem kleinen Wall aufgeworfen. Er war mit Effen (Ulmen) und Hecken bepflanzt. Die Äste waren oft ineinander verschlungen, so dass eine undurchdringliche Wildnis entstand. Das war der so genannte Bannzaun. Nur wenige Durchlässe, die oft durch Falltore verschlossen waren, führten zum Dorf hinaus in die Gemarkung. Die Falltore brauchte man nur aufzumachen. Da sie schräg angeschlagen waren, fielen sie von selbst wieder zu. Einige Flurnamen erinnern uns heute noch daran:
Hinter den Hecken, Eulenhecke und Falter (Falltor). Andere sind in Vergessenheit geraten, wie der Flurname Kirchgraben.
Innerhalb des Bannzaunes waren die engen und winkligen Gassen, die sich bis heute noch nicht viel verändert haben. Daran lagen die Gehöfte der Bauern und die Häuschen der Handwerker und Tagelöhner. Trotzdem es in unserer Gemarkung genug Steine gab, waren die meisten Häuser aus Fachwerk. Das Bauholz lieferten die der Kurpfalz gehörenden Wälder. Zum Ausfüllen der Fächer und als Mörtel verwendete man Lehm, der in der ,,Leimenkaut” geholt wurde. Sie befand sich auf einem 3 Morgen großen Acker im Leimen, der dem rheingräflichen Gut gehörte. Die Gemeinde hatte aber dasRecht, dort Lehm zu graben.
Wie sich das Leben in unserem Heimatdorfe abspielte, darüber sind leider keine Aufzeichnungen vorhanden. Die meisten Einwohner waren Bauern. Sie hatten viele Abgaben zu leisten. Dazu gehörten:
1. Der große und der kleine Zehnte von dem Vieh und von allem, was in der Gemarkung angepflanzt wurde. Zehntscheuer und Zehntkeller waren in der Hofreite von Otto Koehler.
2. Die Schatzung, eine Art Grundsteuer. Sie wurde in Geld, Getreide oder Hühnern entrichtet.
3. Die Bede, eine Steuer der Untertanen an ihren Landesherrn. Sie wurde entweder als Kopfsteuer erhoben oder nach dem Vermögen festgesetzt.
Dazu kamen noch die Frondienste.
Als sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in vielen Teilen Deutschlands die Bauern gegen ihre Herren empörten und Erleichterung ihres Loses verlangten, fanden diese Nachrichten auch in Rheinhessen lebhaften Widerhall. Die Bauern bewaffneten sich mit Sensen, Dreschflegeln und anderen Geräten und zogen gegen das Heer des pfälzischen Kurfürsten. Gegen die wohl ausgebildeten Soldaten konnten sie aber nichts ausrichten. Bei Pfeddersheim, einem Stadtteil von Worms, kam es am 24. Juni 1525 zu einer Schlacht. Dabei mussten über 2000 Bauern ihr Leben lassen. Großes Wehklagen erhob sich nun in den Dörfern; denn überall waren Tote zu beklagen. Auch Bornheimer hatten an dem Kampf teilgenommen. Ihr Eintreten für die Freiheit mussten drei mit dem Leben bezahlen. Es waren: Wendel von Haymershim, Jakob Stutgart und der jung Antes. So war der Versuch, eine Besserung der Lage herbei zuführen, gescheitert.
Im Dreißigjährigen Krieg hatte Bornheim öfters Einquartierung, so auch im Juli 1620. Da Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz König von Böhmen geworden war und sich in Prag aufhielt, wollte die Union der evangelischen Fürsten sein Land schützen. Im Oberamt Alzey sollten 5000 Mann unter dem Oberbefehl des Markgrafen Joachim Ernst von Brandenburg untergebracht werden. Der Alzeyer Burggraf Philipp Freiherr von Winneburg-Beilstein verteilte sie auf die einzelnen Dörfer. In Bornheim wurden 100 und in Flonheim 200 Soldaten einquartiert. Für die Verpflegung hatte die Bevölkerung zu sorgen. Die Offiziere erhielten täg1ich 4 Pfund Fleisch, 8 Pfund Brot und 4 Maß Wein (16 Schoppen), sowie 4 Simmer Hafer, die gemeinen Soldaten 1 Pfund Fleisch, 2 Pfund Brot und 1/2 Maß Wein. Der Quartiergeber sollte den Soldaten Geschirr, Essig und Holz zur Verfügung stellen, damit sie sich ihr Essen zubereiten konnten, außerdem ein Lager oder Bett. Den von den Soldaten angerichteten Schaden wollte die Herrschaft wieder gutmachen. Auch in den folgenden Jahren hatte die Bevölkerung durch spanische, schwedische, kaiserliche und französische Truppen zu leiden. Sie plünderten und verwüsteten die Felder, die zum größten Teil unbebaut blieben. Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 überfielen siegreiche kaiserliche Truppen Rheinhessen und nahmen die reichen Ernten dieses fruchtbaren Jahres weg. Durch Kriegswirren und Krankheiten hatte die Einwohnerzahl abgenommen. Manche waren auch ausgewandert. Deshalb lud der Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz holländische Hugenotten (Anhänger Calvins) zu äußerst günstigen Bedingungen ein, sich in den entvölkerten Orten niederzulassen. Damals wanderten die Familien Müller, Zimmermann, Woydmann (Weidmann), Schmal, Stumpf und Helmus ein und wurden Bornheimer Bürger.
Machen wir heute einen Rundgang durch unser Dorf, bemerken wir nur wenige alte Häuser. Worauf ist dies zurückzuführen? Einmal durch die schon oben erwähnten Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges, zum anderen durch einen Brand im Jahre 1635. Wie wir aus einer Eintragung im Bedbuch ersehen, fielen ihm 21 Häuser und 26 Scheuern zum Opfer. Weil er durch Fahrlässigkeit entstanden war, nahm die Gemeinde die Behausung der Hauptschuldigen an sich. Wohl das halbe Dorf sank damals in Schutt und Asche. Das war bei der damaligen Bauweise nicht zu verwundern. Die Häuser standen dicht beieinander, waren aus Fachwerk und mit Stroh gedeckt. Das alles begünstigte das Umsichgreifen des Feuers, zumal zum Löschen wenig Wasser zur Verfügung stand, das erst durchEimerketten von den Brunnen oder der Weed an die Brandstelle befördert werden musste.
Während des pfälzischen Erbfolgekrieges wurde die Kirche in Jahre 1690 zerstört. Sicher wurden dabei auch andere Gebäude beschädigt oder vernichtet, nur sind keine Aufzeichnungen vorhanden.
Außerdem riss man in den letzten 150 Jahren viele alte Häuser ab und errichtete neue an ihrer Stelle. Nur ein einziges Fachwerkhaus ist noch in seinem ursprünglichen Zustand, das von Hans Rick im Hindenburgring. Es wurde 1743 von Johann Ludwig Kampf und seiner Ehefrau erbaut, wie aus einer Balkeninschrift über der Torfahrt hervorgeht. Das Dorfbild hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt und verändert sich noch dauernd.
Früher befand sich am Neuberg eine Mühlsteinkaute. Sie war ursprünglich ein Acker, dessen Zehnter dem Kloster Chumbd zustand. Darum verlangte es auch den zehnten Pfennig von allem, was aus dem Steinbruch erlöst wurde. Im Jahre 1607 beschwerte sich der Pächter Steinmetzmeister Barthe Scholz aus Alzey, über die Höhe der Abgaben. Zur Begründung führte er an, dass die Arbeitslöhne hoch seien und die Werkzeuge teuer bezahlt werden müssten. Es sei schwer, das Geld einzutreiben; denn die Müller würden ,,eines Theils sterben und verderben oder entlaufen”. Seiner Beschwerde wurde entsprochen. Statt des Mühlsteinzehnten sollte er für die folgenden 10 Jahre jeweils im Herbst 10 Gulden 20 Albus bezahlen, ohne Rücksicht darauf, ob viel oder wenig gebrochen würde. Blieb er damit in Rückstand, so war das Kloster Chumbd berechtigt, Mühlsteine zu pfänden und sich selbst bezahlt zu machen.
Der Steinbruch war noch Anfang des 19. Jahrhunderts in Betrieb. Als jedoch die Großmühlen aufkamen und die kleinen Wassermühlen ihre Tätigkeit einstellen mussten,war kein Bedarf mehr an Mühlsteinen, und er wurde stillgelegt. Das einzige, was heute noch daran erinnert, ist das Grubenpfädchen, das war der Weg zur Steingrube, wie man den Steinbruch früher nannte. In den letzten Jahren baute man es als Wirtschaftsweg aus.
Beim Blättern in alten Urkunden, die sich im Bornheimer Gemeindearchiv befinden, stoßen wir auf manche Nachricht, die uns einen Einblick gibt in das Leben und die Verhältnisse unseres Heimatortes, besonders der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts.
Wenn jemand ein Grundstück tauschte oder verkaufte, musste der Besitzwechsel durch Anschlag am Rathaus oder an der Kirchentüre bekannt gegeben werden. Viele Acker, Wiesen, Weinberge und Häuser gingen in der Zeit von 1729—54 in andere Hände über, wie aus einem Grundstücksverkaufsbuch hervorgeht. In dieser Zeit war Johannes Schmahl Schultheiß. Er übte die Gerichtsbarkeit aus. Der Bürgermeister, der gleichzeitig das Amt des Gemeinderechners bekleidete, hieß Johannes Korffmann. Meistens erfolgte die Veräußerung freiwillig, aber auch Zwangsversteigerungen fanden statt wegen Schulden, rückständiger Steuern oder Kriegsgelder, und zwar bei brennendem Licht.
Im Jahre 1754 wurde auf Anordnung eines ,,Hochfürstlich Salm und Hochwild- und Rheingräflichen Gemeinschaftlichen Hochlöblichen Oberamtes” ein neues Lager- und Schatzungsbuch angelegt. Die Gemarkung war damals in das ,,Altzer Feld”, also die östliche Hälfte, und das ,,Flonheimer Feld’, die westliche Hälfte,eingeteilt. In diesem Buch sind die Abgaben für jedes Grundstück eingetragen. Sie bestanden entweder in Geld, Getreide oder Hühnern und waren in der Regel jährlich, manchmal aber nur alle geraden oder ungeraden Jahre fällig. In dem Schatzungsbuch wird auch das Rathaus erwähnt. Es befand sich an der Stelle des alten Schulhauses. Noch heute sagt man ,,Rodesdreppe”, obwohl kein Rathaus und auch keine Treppen, sondern ein Weg vorhanden ist. Das Rathaus war der Versammlungsort der Männer.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde alljährlich im Mai oder Anfang Juni der Gemeindetag abgehalten. Da gab es vieles zu erledigen. Die Gemeinde hatte eine Wiese im Mörsch. Das Gras wurde jedes Jahr in 5 Losen versteigert. Auf dem Berg lag das Gemeindewäldchen, in dem Fichten und Hecken wuchsen. Die Hecken wurden versteigert und waren sehr begehrt; denn Holz bildete den einzigen Brennstoff. Im Hindenburgring zwischen dem Haus von Hans Lockwald und dem Garten von Karl Rückrich war früher der Dorfteich, die so genannte Weed. Gänse und Enten schwammen auf dem Wasser umher. Auch die Kinder vergnügten sich dort im Sommer. In der Weed setzte sich Schlamm ab. Die Weederde wurde jedes Jahr versteigert und als Dünger verwendet genau so wie die Asche, die im Gemeindebackhaus anfiel. Damals gab es in Bornheim keine Bäcker mit einem eigenen Backhaus sondern nur ein Gemeindebackhaus. Es befand sich im Anwesen von Reitz. Die Gemeinde verpachtete es alle paar Jahre an den Meistbietenden, so im Jahre 1775 für die Dauer von 3 Jahren 8 Monaten für 1631/2 Gulden. Die Summe musste beim Beziehen des Backhauses entrichtet werden und wurde abgewohnt. Außerdem musste der Bäcker den Grundzins in Höhe von 3/4 Gulden bezahlen und 3 Malter 4 Simmer Korn abliefern. Kleinere Reparaturen am Backofenherd musste er auf seine Kosten machen lassen. Dem Bäcker oblag es, bei den Leuten das ,,Gefeuerts” und den Teig abzuholen. Von einem Malter Mehl stand ihm ein Korb voll Teig zu. Die Brote waren größer als heute und wogen 8 bis 9 Pfund. Waren sie gebacken, so musste er sie den Backenden wieder ins Haus bringen und erhielt als Lohn das 32. Brot. Weißbrot, Kuchen oder Braten konnte man ins Backhaus bringen und musste dafür Backlohn bezahlen. Der Bäcker buk auch Wecke, deren Größe und Gewicht genau vorgeschrieben waren. Verstieß er gegen die Anordnungen, so wurde er bestraft. Die Gemeinde hatte das Recht, den Bäcker zu jeder Zeit zu entlassen, wenn sie mit ihm nicht zufrieden war. An dem Gemeindetag musste der Bäcker 1/2 Ohm Wein (75 bis 80 Liter) ,,wie er wächst” der Gemeinde geben und jedem Einwohner, der an ihm teilnahm, für 2 Kreuzer Weck. Trotzdem scheint der Beruf eines Gemeindebäckers einträglich gewesen zu sein; denn auch auswärtige Bäcker beworben sich um das Amt. Im Jahre 1775 pachtete Karl Sparrenberger aus Flonheim das Backhaus und 1778 Andreas Zimmermann aus Bornheim. Weil er kein gelernter Bäcker war, musste er einen Bäcker einstellen. Später übte er dann selbst das Backerhandwerk aus.
Damals gab es auch einen Nachtwächter. Zu seinen Obliegenheiten gehörte es, an
9 und später an 10 Stellen zu blasen und gleichzeitig die Stunde auszurufen u. a. am Stiftshof (Theodor Koehler in der Eulenhecke), Rathaus, Gässchen, Backhaus und Hoftürchen von Thomas Zimmermann (Hof-Mohr). Begegneten ihm nachts fremde Leute auf der Straße, so musste er sie anhalten. Kamen sie ihm verdächtig vor, sollte er sie zum Verlassen des Dorfes auffordern. Weigerten sie sich, sollte er sie anzeigen. Wenn der Nachtwächter seinen Dienst nicht ausübte, wurde er am Tag so viel Stunden ins Betzenkämmerchen gesperrt, wie er in der Nacht Stunden versäumt hatte, oder er musste für jede Stunde 10 Kreuzer bezahlen.
Gleichzeitig versah er das Amt des Schweine- und Gänsehirten. Nach der Ernte hatte er noch das Rindvieh zu hüten. Die Tiere wurden von Ende Februar an, sobald es die Witterung zuließ, hinausgetrieben, aber getrennt, und blieben bis zum Feierabend draußen. Ziegen und Schafe durfte er nicht mitnehmen, sonst verlor er sein Amt. Als Wohnung diente ihm das Gemeindehirtenhaus. Seine Bezahlung bestand in Geld, Getreide und Brot. Als Nachtwächter erhielt er von jedem Hausbesitzer 1 Simmer Frucht, halb Korn, halb Gerste. Außerdem bekam er alljährlich von der Gemeinde 11/2 Gulden für die Wachtschuhe. Anscheinend war die Arbeit für einen zu viel, deshalb stellte man in späteren Jahren 2 Leute ein, nämlich einen Nachtwächter und einen Hirten.
Die Wasserversorgung erfolgte durch verschiedene Brunnen. Das Brunnenstübchen befand sich in Mauers Hof. Von hier aus führten hölzerne Wasserleitungsrohren zu den einzelnen Brunnen. Sie wurden von dem Brunnenmeister in Ordnung gehalten. Das Amt wurde jedes Jahr demjenigen übertragen, der am wenigsten für die Arbeit verlangte. Ein Röhrenbrunnen stand an derselben Stelle wie der Rosenbrunnen, lag aber tiefer. Einige Stufen führten zum Brunnentrog hinab. Zwischen Trog und Straße befand sich ein schmaler Gang. Das Wasser lief durch die Hofreite von Wahl-Regner an Senfts Garten vorbei in den Flutgraben. Eine Leitung führte weiter durch den Hindenburgring (Vordergasse) zum Röhrenbrunnen am Gänsemarkt. Er hatte 2 Röhren und stand am Anwesen von Konrad Rückrich. Deshalb war die Durchfahrt ziemlich schmal. Außerdem gab es noch mehrere Pumpen. Die letzte befand sich neben Maschmanns Haus. Erst vor wenigen Jahren, anlässlich der Dorfverschönerung, entfernte man sie und schuf eine kleine Anlage mit Sitzbank.
Ausgestorben ist der Beruf des Strohschnitters. Er wurde von der Gemeinde in Dienst genommen und hatte jedem Gemeindsmann, der ihn bestellte, das Stroh zu schneiden; denn Häckselmaschinen gab es noch nicht. Als Bezahlung erhielt er für jeden Tag 16 Kreuzer.
Damals gab es nur eine Wirtschaft. Die Berechtigung, Wein, Bier und Branntwein auszuschenken, war nur mit Genehmigung der Herrschaft, also der Wild- und Rheingrafen, gestatte. Die ,,Herrschaftliche Wirtherey” wurde auf drei Jahre an den Meistbietenden versteigert. 1789 erhielt sie Andreas Zimmermann für 46 Gulden.
Früher wurden auch Schafe gehalten. Daran erinnert uns noch heute der Flurname ,,Schaftal”. Es gab zwei Schafweiden, die eine auf dem Berg, die andere im Niederfeld. Auf dem Berg war viel Ödland. Es wurde als Schafweide benutzt ebenso das Brachfeld. Damals gab es noch keinen künstlichen Dünger und natürlicher Dünger stand nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Deshalb ließ man einen Teil der Felder brach liegen, damit sie sich wieder erholten und bessere Ernten brachten. Der Schafdünger war deshalb sehr begehrt, und der Schafpferch wurde versteigert. Im Februar 1778 blieb Andreas Zimmermann Letztbietender mit 28 Gulden 8 Albus 4 Pfennig. Der Lonsheimer Schafherr bezahlte 1783 11/2 Gulden und erhielt dafür die Erlaubnis, seine Schafe in der Weed zu waschen. In den Jahren 1790 und 1792 traten die Maulwürfe sehr stark auf. Deshalb verpflichtete die Gemeinde den Maulwurfsfänger Jakob Weber aus Rümmelsheim, die Maulwürfe in den Mörschwiesen, im Wiesengrundchen und in den Rauentaler Wiesen zu fangen. Dafür erhielt er 1790 6 Gulden, 1792 aber nur 3 Gulden.
Man ist erstaunt, dass Bornheim, im 18. Jahrhundert 6 Schützen hatte. Bedenkt man aber, dass Schweine, Gänse, Kühe und Schafe in der Gemarkung weideten, so ist es schon eher verständlich. Außerdem gab es auch damals Leute, die ernteten, wo sie nicht gesät hatten. Darum war es strengstens verboten, ,,in den Unteren”, also in der Mittagszeit, hinauszugehen. Die Schützen sollten besonders darauf achten, dass die Gräser die Gemarkung nicht vor 1 Uhr betraten. Sie holten in den Mörschwiesen das Gras, banden es in Grastücher und trugen es auf dem Kopfnach Hause. Für sie waren Ruhen angebracht, wo sie ihre Last ablegen konnten. Die „Altruh“ war im Mörschweg oder Mainzerweg, wie er früher hieß und die neue Ruhe an den ,,Dreistein”. Sie sind noch die Überbleibsel des Ruhegerüstes. Die Ruhen mussten von den Schützen in gutem Zustand erhalten werden.
Damals wurden noch Hanf und Flachs angepflanzt. Sie wurden auf der Dörrwiese geröstet. Pflicht der Schützen war es, darüber zu wachen, dass während dieser Zeit das Vieh nicht auf den Wiesen umherlief und auch die Kappesbörder (kleine Pflanzstücke, auf denen Kappes (Weißkraut) und andere Gartengewächse angebaut wurden) verschonte. Bei Zuwiderhandlungen verhängte man Geldstrafen. Davon erhielt die Gemeinde die eine Hälfte und die Schützen die andere Hälfte. Auch in der guten alten Zeit fuhr man über die Äcker. Wurde dadurch Schaden angerichtet, so musste er ersetzt werden. Außerdem war eine Geldstrafe fällig.
Wenn im Herbst Obst, Nüsse und Weintrauben reiften, so übten die Früchte auf manche eine große Anziehungskraft aus. Deshalb heißt es in einer Verordnung aus dem Jahre 1785, dass ,,zu Herbstzeiten das überhand nehmende Geläuf in den Weinbergen und übrigen Obst- und Nussbäumen hiermit gänzlich verboten wird.”
Man sieht, die Schützen hatten viel Arbeit. Die Aufsicht führte der so genannte Schützenhauptmann, dem die Schützen jeden Abend Bericht erstatten mussten.
Auch im 18. Jahrhundert waren die Lebensverhältnisse der Bauen noch nicht so gut. Deshalb ließ sich mancher zur Auswanderung überreden. Im Jahre 1772 hatte Österreich bei der ersten Teilung Polens Galizien erhalten. In den folgenden Jahren suchte es das Gebiet wirtschaftlich zu erschließen und warb deutsche Bauern als Siedler an; denn sie waren wegen ihres Fleißes und ihrer Tüchtigkeit sehr gesucht. So unternahmen in den Jahren 1782—84 130 Familien aus dem Kreis Alzey die weite und beschwerliche Reise nach dem fernen Ostgalizien und schufen sich dort eine neue Heimat. Darunter befand sich auch der Bornheimer Leonhort Baumgarten. Manch einer der Volksdeutschen, die nach dem zweitenWeltkrieg bei uns Zuflucht suchten, kehrte dabei in die Heimat seiner Vorfahren zurück, ohne es zu wissen.

Neuere Zeit
Große Veränderungen gab es in unserer Heimat am Ende des 18. Jahrhunderts. Im
Jahre 1789 war in Frankreich die Revolution ausgebrochen. Freiheit und Gleichheit wurden verkündet und die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit aufgehoben. Das Königtum wurde abgeschafft und Frankreich zur Republik erklärt. Französische Freiheitskämpfer wollten allen unterdrückten Völkern die Freiheit bringen. Sie kamen im Jahre 1792 über Speyer und Worms nach Mainz und errichteten in Rheinhessen die französische Herrschaft. Die folgenden Jahre waren für unsere Heimat sehr hart. Die Preußen, welche bis in die Champagne vorgedrungen waren, mussten sich wieder zurückziehen und schlossen die Franzosen in Mainz ein. Nach längerer Belagerung wurde Mainz eingenommen. Die Franzosen durften frei abziehen. Bis zum Jahre 1797 stritten sich noch Preußen und Österreicher mit den Franzosen herum. Rheinhessen und die Pfalz waren der Schauplatz der Kämpfe. Bornheim und Lonsheim wurden damals geplündert und angesteckt. Unter den andauernden Kämpfen hatte die Bevölkerung natürlich zu leiden. Die Gemeinden mussten Kriegskosten bezahlen, und wenn die Gemeindekassen leer waren, bei wohlhabenden Bürgern Geld aufnehmen. Das war auch, in Bornheim mehrmals der Fall. Am 1. Februar 1794 lieh die Gemeinde 400 Gulden zu 5% Zinsen bei Kaspar Härtling zur Deckungder Kriegskosten. Außerdem mussten Lebensmittel, Getreide, Heu, Stroh und Holz an die Truppen geliefert werden. In den Dörfern wurden Soldaten einquartiert. Die Bauern mussten oft Vorspanndienste leisten und kamen manchmal nicht dazu, notwendige Feldarbeiten auszuführen.
Im Jahre 1798 wurde das linke Rheinufer französisch. Die Anerkennung durch die anderen Staaten erfolgte aber erst 1801 im Frieden von Lunéville. Nun kamen wieder ruhigere Zeiten. Die Franzosen führten viele Änderungen ein. Bis dahin war Rheinhessen im Besitz von 36 verschiedenen Herrschaften. Die Kleinstaaterei wurde beseitigt und unsere Heimat dem Département Mont Tonnerre (Donnersberg) angeschlossen. Es war in Unterpräfekturen eingeteilt. Mainz war eine solche Unterpräfektur und zählte 11 Kantone. Bornheim gehörte zum Kanton Alzey.
Die Besitzungen der Adligen und der Kirche wurden vom Staat beschlagnahmt und zu Staatsgütern erklärt. Später verkaufte man sie auf Anordnung Napoleons an Bauern und Landwirte. Damals erwarb die Familie Zimmermann den Chumbder Hof, auf dem sie seit 1683 als Erbpächter saß.
Im Jahre 1798 wurden die Zivilstandsregister angelegt. Geburten, Heiraten und Sterbefälle wurden von jetzt ab nicht nur vom Pfarrer, sondern auch auf der Bürgermeisterei eingetragen, dort allerdings in französischer Sprache.
Während vorher in den einzelnen Dörfern nach dem Weistum, d. h. noch den Gesetzen der Herrschaft, Recht gesprochen wurde, gab es nun ein einheitliches Gesetzbuch, den Code Civil, der in Jahre 18014 von Napoleon eingeführt wurde. Es war in Rheinhessen bis zum Jahre 1900 gültig und wurde durch das Bürger1iche Gesetzbuch außer Kraft gesetzt. In jedem Kanton war ein Friedensgericht.
In diesen unruhigen Zeiten machten Räuberbanden das Land unsicher. In unserer Gegend trieb der Räuberhauptmann Schinderhannes sein Unwesen. Er wurde 1803 eingefangen, in Mainz zum Tode verurteilt und öffentlich hingerichtet. Durch tatkräftiges Zupacken wurden wieder Sicherheit und Ordnung hergestellt.
Den Zehnten hatte man abgeschafft, aber andere Steuern traten an seine Stelle, die oft noch drückender waren. Besonders schmerzlich empfand man die Rekrutenaushebung, die im Jahre 1802 eingeführt wurde. Die jungen Männer mussten nun als Soldaten im französischen Heer dienen und für Napoleon auf den europäischen Schlachtfeldern kämpfen.
Die Straßen waren damals in schlechtem Zustand. Dafür nur ein Beispiel: Der Bürgermeister Johann Neeb von Nieder-Saulheim berichtet, dass gegen Ende des 18. Jahrhunderts an der Nieder-Olmer Selzbrücke ein Kutscher mit seinem Wagen und seinen beiden Pferden im Schlamm stecken geblieben sei. Der Kutscher konnte gerettet werden, aber die Pferde versanken im Schmutz. So sah es auf den meisten Straßen aus. Sie waren nur Feldwege. Fiel starker Regen oder bedeckte Schnee das Land, so waren sie unpassierbar, und der Fernverkehr ruhte. Diesem Zustand machte Napoleon aus militärischen Gründen ein Ende. Im Jahre 1808 befahl er den Ausbau der Kaiserstraße, die von Paris über Kaiserslautern, Alzey, Wörrstadt nach Mainz führt. Die Straße wurde abgesteckt, und man ging gleich mit Pickel und Schippen an die Arbeit. Die Fuhrleute brachten die Steine herbei. Sicher verwendete man auch Steine aus den Flonheimer und Bornheimer Steinbrüchen. Nach 3 Jahren war die Straße fertig und 1811 marschierte die ,,Große Armee” auf ihr an den Rhein und weiter nach Russland. Dort wurde sie vollständig aufgerieben. Napoleon eilte nach Paris zurück. Er stellte nochmals ein Heer auf, wurde aber in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen. Das französische Heer flüchtete über den Rhein zurück. Die Verbündeten rückten langsam nach und überschritten Anfang 1814 den Rhein. Damit war die Fremdherrschaft für unsere Heimat zu Ende.
Die befreiten Gebiete wurden der österreichisch-bayerischen Zivilverwaltung unterstellt. Auf dem Wiener Kongress ordnete man Europa neu. Unsere Heimat wurde 1816 dem Großherzogtum Hessen angegliedert und erhielt 1818 den Namen Rheinhessen. Die Bevölkerung war mit dieser Lösung nicht einverstanden, wurde aber nicht gefragt. Ihr wäre eine Vereinigung mit der Pfalz lieber gewesen.
Die französische Kantonseinteilung behielt man bei. Bornheim gehörte zum Kanton Alzey. Er umfasste 18 Bürgermeistereien: 1. Albig mit Bermersheim, 2. Alzey mit Schafhausen, 3. Bechenheim, 4. Bornheim mit Lonsheim, 5. Erbes-Büdesheim, 6. Flomborn mit Dintesheim, 7. Flonheim, 8. Framersheim mit Dautenheim, 9. Freimersheim mit Wahlheim, 10. Gau-Odernheim mit Köngernheim, 11. Heimersheim, 12. Kettenheim mit Esselborn, 13. Nack, 14. Nieder-Wiesen, 15. Offenheim, 16. Uffhofen, 17. Weinheim, 18. Wendelsheim. Wenn wir die heutige Verbandsgemeinde Alzey-Land mit dem damaligen Kanton vergleichen, so stimmen sie im Großen und Ganzen überein.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Bornheim 4 Gassen: die Hintere Gaß (Von Dürk-Scheid, Müller bis Maschmann, Schmitt), die Kirchgaß (von Metzler bis zum alten Schulhaus), die Rathausgaß (von der Eulenhecke bis Senft-Reiß, Schank) und die Backhausgaß (von Koehler-Rückrich bis zur Bahnhofstraße). Im Eck standen auf der linken Seite mehrere kleine Häuschen, die inzwischen abgerissen wurden. Nach der im Türsturz eingehauenen Jahreszahl stammt eines aus dem Jahr 1738. Dieser Ortsteil hieß im vorigen Jahrhundert ,,Im Algier”. Der Name ist nur mündlich überliefert. Wann er aufkam und warum man ihn gebrauchte, lässt sich nicht feststellen.
In einer Beschreibung des Großherzogtums Hessen, die im Jahre 1830 in Darmstadt, der damaligen Landeshauptstadt, erschienen ist, finden wir statistische Angaben. Bornheim hatte 416 Einwohner, davon waren 298 evangelisch, 98 katholisch, 6 Mennoniten und 14 Juden. An Gebäuden zählte man: 63 Häuser, 41 Scheunen und 32 Ställe. Bauern gab es 42 und 22 Gewerbsleute. Schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts leben keine Juden mehr in Bornheim. Früher befand sich ein kleiner Judenfriedhof zwischen dem Weinberg von Emt und dem von Metzler, auch ein Teil des Weges (Rathaustreppen) diente dazu; denn damals bestand nur ein schmaler Pfad. Er führte vor dem Bahnbau weiter bis zum Neuweg und hieß „Geharsch“. Erst 1835 wurde die Kreiseinteilung eingeführt. Seit dieser Zeit gehört Bornheim zum Kreis Alzey, der 1969 zum Großkreis Alzey-Worms erweitert wurde.
Es folgten Jahre des Friedens, und unsere Heimat konnte sich ruhig entwickeln. Die Leute gingen Ihrer Arbeit nach und lebten einfach und bescheiden. Die gewöhnliche ländliche Kost bildeten Speck, Mehlsuppen und Sauerkraut. Auf den Äckern wurden Korn, Weizen, Gerste, Hafer, Klee, Raps, Kartoffeln und Hülsenfrüchte angebaut. Da man nicht genügend Dung hatte, denn künstlichen Dünger gab es noch nicht, konnten nur Weinberge, Korn- und Rapsfelder gedüngt werden. Deshalb waren auch die Erträge bedeutend niedriger als heute. Als Brennstoff benutzte man Holz. Es war aber bei uns knapp; denn unser Wald lieferte nicht viel Holz. Daher ver­wandte man auch Rebwellen, dürre Äste von Obstbäumen und sogar Stroh zum Feuern. Arme Leute zogen die Stoppeln aus der Erde und benutzten sie als Brenn­stoff. Erst im Winter 1829/30 fing man an, mit Kohlen zu heizen, die man in den Rheinhäfen holen musste. Die Verdienstmöglichkeiten waren gering. Darum wander­ten viele aus, um in Amerika ihr Glück zu versuchen. Damals verließ auch Familie Weiser vom Rauentaler Hof Bornheim. Die Straßen waren in schlechtem Zustand. Während der französischen Herrschaft war die Pariser Straße gebaut worden, eben­so die Straße von Bornheim nach dem Kronkreuz, sicher um aus den Bornheimer Steinbrüchen die Steine herbeizuschaffen. Im Jahre 1826 begann die hessische Re­gierung, das Straßennetz auszubauen. Einmal sollten die abgelegenen Dörfer an die Hauptverkehrsstraßen angeschlossen werden, zum anderen wollte man der ärmeren Bevölkerung die Möglichkeit verschaffen, sich beim Straßenbau Geld zu verdienen. So wurde auch 1828 die Straße von Bornheim nach Flonheim gebaut. Der Staat be­saß einen eigenen Steinbruch an der Oswaldshöhe, in dem die Steine für den Stra­ßenbau gebrochen wurden. Später benutzte man ihn aber nicht mehr, weil die pri­vaten Brüche in Bornheim und Flonheim billiger lieferten. Nun war es möglich, Wein und Getreide, welche die Hauptausfuhrgüter waren, leichter nach Mainz zu schaffen. Hierfür ein Beispiel. Der Fuhrlohn für 1 Stück Wein von Gau-Bickelheim nach Mainz betrug 12 Gulden, nach Ausbau der Straße nur 4 Gulden. Da sich der gesamte Verkehr auf den Straßen abspielte, war das natürlich ein großer Vorteil. Allerdings erhob der Staat Chauseegeld. Er richtete sich nach der Art des Fahrzeugs und der Anzahl der Pferde, auch für Großvieh musste man eine Gebühr bezahlen. Das Postwesen war damals noch nicht ausgebaut. Deshalb erledigten die Fuhrleute Aufträge und nahmen Briefe mit.
Die friedliche Entwicklung wurde durch den Krieg zwischen Preußen und Österreich unterbrochen. Hessen stand auf Seiten Österreichs. Aber in Rheinhessen merkte man fast nichts von dem Krieg.
Inzwischen hatte man angefangen, in Rheinhessen Eisenbahnen zu bauen, zuerst am Rhein entlang. Danach wurde auch das Innere Rheinhessens erschlossen. Auf der Strecke Worms – Alzey fuhr der erste Zug 1867. Die Eisenbahnlinie von Bingen nach Alzey wurde am 1. November 1870 eröffnet, die von Mainz nach Alzey erst im Dezember 1871.
Mittlerweile war der Deutsch-Französische Krieg ausgebrochen. Die Truppen konnten meistens nur bis Mainz mit der Bahn befördert werden und marschierten von da aus weiter. Deshalb gab es viel Einquartierung. Auch mussten die Bauern Fuhrwerke stellen oder Vorspanndienste leisten. Die Truppen rückten schnell vor. Daher merkte man hier nichts von Kriegsnot. Auch Bornheimer Jünglinge und Männer nahmen an den Kämpfen teil und kehrten alle wieder in die Heimat zurück. Zur Erinnerung an den Krieg wurde die Linde am Rosenbrunnen als „Friedenslinde“ gepflanzt.
Der Bau der Eisenbahnlinie nach Flonheim war durch den Krieg verzögert worden. Erst nach dem Krieg wurde sie fertig gestellt und am 31. Dezember 1871 eröffnet. Da­mit war Bornheim an das Eisenbahnnetz angeschlossen und ein großer Teil der Gütertransporte verlagerte sich von der Straße auf die Schiene.
Es folgten wieder Jahre des Friedens. Im Jahre 1897 fing man an, das alte Schulhaus zu bauen, weil der seitherige Schulsaal in der Lehrerwohnung zu klein geworden war. Die Bevölkerung verschloss sich nicht dem technischen Fortschritt. Im Jahre 1900 richtete man eine öffentliche Fernsprechstelle ein. Der Gemeinderat beschloss im Jahre 1907 den Bau einer Wasserleitung. Die Quelle, welche seither die Röhren­brunnen gespeist hatte, wurde neu gefasst und versorgte nun das ganze Dorf mit Wasser. 1908 war die Wasserleitung fertig. Im nächsten Jahr trat die Gemeinde dem Verband zur Versorgung der Landgemeinden der Provinz Rheinhessen mit Elektrizität bei. Das Elektrizitätswerk in Osthofen wurde gebaut, und 1912 erhielt Bornheim elektrischen Strom. An Stelle der alten Petroleumlampen wurde nun eine elektrische Straßenbeleuchtung angebracht. Zwei Jahres später brach der 1. Weltkrieg aus. Doch bevor wir uns mit der weiteren Entwicklung unseres Heimatdorfes befassen, wollen wir uns unserem schönen alten Gotteshaus zuwenden, das ein Wahrzeichen von Bornheim ist.
Kirche
Schon die Römer brachten das Christentum nach Rheinhessen. Aber erst in frän­kischer Zeit breitete es sich weiter aus. Damals entstanden die ersten Gotteshäuser. Kapellen und Kirchen waren meistens aus Holz gebaut. Es ist anzunehmen, dass auch auf dem fränkischen Reihengräberfriedhof im Gehöft von W.G. Weidmann eine solche Holzkapelle um das Jahr 700 gestanden hat. Erst 1241 wird von einer Kirche in Bornheim berichtet. Nach dem Mauerwerk zu schließen, ist der Turm jedoch ungefähr 100 Jahre älter. Die Kirche war dem heiligen Martin, dem fränkischen Nationalheiligen, geweiht. Solche Martinskirchen bestehen meistens seit der frühfränkischen Zeit.
Die Bornheimer Kirche war eine Pfarrkirche und gehörte zum Dekanat Flonheim, das dem Dompropst zu Mainz unterstand. Das Patronatsrecht, d. h. das Recht, die Pfarrer einzusetzen, besaß der Erzbischof von Trier, der es im Jahre 124l dem Kloster Chumbd bei Simmern im Hunsrück verlieh. Acht Jahre später übergab der Erzbischof Konrad von Köln auch die Pfarrkirche samt den Einkünften dem Kloster Chumbd.
Die Kirche steht auf einem befestigten Friedhof über dem Dorf. Er ist mit einer hohen Mauer umgeben. Hier suchten die Dorfbewohner in Kriegszeiten Zuflucht. Auf der Rückseite, nach dem Berg zu, befand sich ein Graben. Vor 200 Jahren hieß die dortige Flur noch Kirchgraben. Vom Kirchhof aus führten unterirdische Gänge nach außen. Als 1958 das Dorf kanalisiert wurde, stieß man vor der Kirche auf einen unterirdischen Gang, der schräg nach Wassers Schaufenster zog. Er lag 1,50 m unter der Straße, war gewölbt und etwa 1,50 m hoch.
Die Kirche war ursprünglich im romanischen Stil erbaut. Man sieht es noch an den drei rundbogigen Klangarkaden im Glockengeschoß. Sie haben je ein schönes acht­eckiges Mittelsäulchen. Der Turm überragt das Kirchenschiff nur wenig und ist mit einem Satteldach abgedeckt. Um 1320 wurde der Altarraum im Erdgeschoß einge­wölbt und die Fenster der Ost- und Südseite mit größerem gotischen Maßwerk ver­sehen. In derselben Zeit entstanden die Wandmalereien im Chor. Sie stellen 4 Apostel unter Ziergiebeln dar. Aus der späteren Gotik stammen die Sakristei, eine Doppelnische im Altarraum, die früher als Sakramentshäuschen benutzt wurde, so­wie der Triumphbogen zwischen Kirchenschiff und Chor. In der Kirche befand sich ein Taufstein aus dem frühen 16. Jahrhundert. Vermutlich wurde er schon in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts zerstört, als die Wild- und Rheingrafen in Bornheim die lutherische Religion einführten. Das zweckentfremdete Becken benutzte man zuletzt als Tränke für das Federvieh. Trotzdem blieb es ziemlich, unbeschädigt. Im Jahre 1954 ließ man es wieder instand setzen. Es erhielt einen neuen Sockel und einen aus Messing getriebenen Deckel. Der erneuerte Taufstein wurde auf der linken Seite des Triumphbogens vor dem Altarraum aufgestellt.
Bis zur Glaubensspaltung bestand in Bornheim eine katholische Pfarrei. Nach Ein­führung der Reformation wurde die Kirche den Evangelischen übergeben. Durch den Frieden von Rijswijk im Jahre 1697 wurde sie simultan. Die Katholiken er­hielten das Recht, die Kirche mitzubenutzen. Das ist bis heute so geblieben. In den Kriegswirren des pfälzischen Erbfolgekrieges wurde unsere Kirche im Jahre 1690 durch französische Truppen zerstört. Das Kirchenschiff musste niedergelegt werden, nur der Chor und die Sakristei blieben erhalten. Allerdings war auch das Dach des Turmes schwer beschädigt worden. Es wurde aber wieder hergestellt. In den nächsten Jahren wurde der Gottesdienst in dem Chor und der Sakristei abge­halten. Da der verbliebene Raum sehr klein war, richtete die lutherische Gemeinde Bittschriften an die kurpfälzische Regierung in Heidelberg, damit die Kirche wieder aufgebaut würde. Im Jahre 1705 wurde endlich die Genehmigung erteilt, aber der Keller (Rentmeister) Flad von Kreuznach verhinderte es. Auf seine Veranlassung machte die kurpfälzische Regierung den Bau von der Bezahlung des Bornheimer Steingrubenzinses abhängig, den die Rheingrafen in den Jahren 1680 bis 1702 wider­rechtlicherweise eingezogen hatten. Es waren 276 Gulden. Erst im Jahre 1726 wurde von der kurpfälzisch geistlichen Administration der Wiederaufbau des Kirchen­schiffes im Barockstil begonnen, wahrscheinlich in seiner alten Länge. Im nächsten Jahre wurde er anscheinend bewendet; denn am Fuße der Kanzel und am Eingang der Kirche steht die Jahreszahl 1727. Aus dieser Zeit stammt wohl die alte Glocke. Da sie keine Jahreszahl trägt, kann man ihr Alter nur schätzen. Sie hat ein Gewicht von etwa 400 kg. Auf der Glocke ist eine Inschrift angebracht. Da einige Buch­staben unleserlich sind, kann man ihren Sinn nicht feststellen. Bei dem Wiederauf­bau soll auch die Linde vor der Kirche gepflanzt worden sein.
Schon um 1740 wurde eine Orgel aufgestellt. Sie besitzt 9 Register und ist ein Werk der Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunen-Sulzbach im Hunsrück, die in sechs Generationen über 350 Orgeln im mittelrheinischen Raum gebaut hat.
In die Baupflicht der Kirche teilten sich seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das Kloster Chumbd bei Simmern und die Rheingrafen. Nach Einführung der Refor­mation um die Mitte des 16. Jahrhunderts trat an die Stelle des Klosters Chumbd die geistliche Administration. Sie hatte, wie schon erwähnt, das Kirchenschiff instand zu halten, während die Rheingrafen für die bauliche Unterhaltung des Turmes und Chores zu sorgen hatten. Die Baupflicht beruhte auf der Zehendgerechtigkeit und kam nach der Französischen Revolution mit der Aufhebung des Zehnten in Fortfall. Die Toten wurden auf dem Friedhof neben der Kirche beigesetzt bis zur Anlage des neuen Friedhofes im Jahre 1875. In den 60er Jahren bepflanzte man den alten Fried­hof mit Sträuchern und schuf so eine Vogelschutzanlage.
Im Jahre 1912 wurde die Kirche renoviert. Damals äußerte die Gemeinde den
Wunsch, den Turm zu erhöhen, weil er mit einem Satteldach abgedeckt ist und das
Kirchenschiff nur wenig überragt. Der Denkmalpfleger riet jedoch davon ab, da
diese Turmform ein Kennzeichen der alten Dorfkirchen ist. So blieb der Turm unverändert. Unter dem Anstrich kamen im Chor wieder die alten Wandmalereien zu­
tage, die aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammen. Sie waren noch so gut
erhalten, dass man nur kleine Ausbesserungen vorzunehmen brauchte. Vor dem
ersten Weltkrieg bestand das Geläute aus 2 Glocken. Im Jahre 1916 musste eine
Glocke abgeliefert werden, weil das Glockenmetall für Kriegszwecke verwendet
wurde. Die älteste Glocke versah nun allein ihren Dienst. Erst 1927 war es möglich,
zwei neue Glocken gießen zu lassen. Am 11. Dezember 1927 erfolgte die feierliche Einholung. Nach der Aufhängung im Turm erklang nun ein schönes Dreiklang­geläute bis zum Jahre 1942. Auch im zweiten Weltkrieg war das Glockenmetall wieder kriegswichtig. Zwei Glocken mussten abgeliefert werden, nur die älteste blieb auf dem Turm.
Auf Veranlassung von Pfarrer Becker konnten 1953 durch freiwillige Spenden wieder zwei Glocken beschafft werden. Sie wurden in der Glockengießerei Rinker in Sinn gegossen. Die größere hat ein Gewicht von 596 kg und trägt die Inschrift: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark.“ Die kleinere wiegt 247 kg. Auf ihr steht das Mahnwort: „Betet ohn‘ Unterlaß“. Die neuen Glocken wurden in einem feierlichen Gottesdienst am 12. Juli 1953 geweiht. Sie erklingen in der Tonreihe: g – b – c, dem so genannten Tedeum-Motiv.
Im Jahre 1954 wurde die Kirche renoviert. Das Innere wurde hell und freundlich ge­staltet, und die alten Fresken blieben erhalten. Gleichzeitig wurde auch der erneuerte Taufstein wieder aufgestellt. Am 17. Oktober 1954 fand in der wiederhergestellten Kirche der erste Dankgottesdienst statt. Auch außen wurde die Kirche instand gesetzt und erhielt einen neuen Verputz.
Schule
Eine lutherische Schule wurde wahrscheinlich schon im Anfang des 17. Jahrhunderts eingerichtet. Die Namen der Lehrer sind uns aber erst seit 1683 bekannt. Der Schulbesuch war freiwillig und der Unterricht fand nur im Winter statt. Deshalb hatten die Lehrer außerdem noch einen anderen Beruf. Anfang des 18. Jahrhunderts war der Lehrer gleichzeitig Gerichtsschreiber. Die Kinder mussten Stroh, Rebwellen und Holz zur Heizung des Schulofens mitbringen. Nur ein Teil der Bevölkerung konnte lesen und schreiben. Daher finden wir öfters bei Grundstücksverkäufen anstatt der Unterschrift ein Kreuz oder ein anderes Zeichen. „Hausgemärk“ heißt es in den Urkunden. Während der Franzosenzeit bestanden zwei Schulen. Außer der lutherischen gab es noch eine reformierte. Damals erhielten die Schulkinder auch französischen Unterricht; denn Französisch war Amtssprache und alle Urkunden wurden in dieser Sprache abgefasst.
Als Bornheim im Jahre 1816 hessisch wurde, bestand eine Primär- (Volks-) Schule, die lutherische Schule. Sie wurde 1822 aufgehoben und eine christliche Gemeinschaftsschule eingerichtet, die von allen Kindern ohne Unterschied der Konfession besucht werden konnte. Die Schule befand sich damals in der Hofreite von W. G. Weidmann. Im Jahre 1828 wurde das Schulhaus am Rosenbrunnen erbaut. Es diente gleichzeitig als Schule und Lehrerwohnung bis zum Jahre 1898. Inzwischen hatte man das alte Rathaus, an das noch die „Rodesdreppe“ erinnert, abgerissen und an seiner Stelle das alte Schulhaus erbaut. Der geräumige Schulsaal lag im ersten Stock, während die Räume im Erdgeschoß als Spritzenhaus und Bürgermei­sterei benutzt wurden. Auch ein Betzenkämmerchen gab es noch bis in die 30er Jahre. Alle Bornheimer Kinder wurden von einem Lehrer unterrichtet.
Anfang der 30er Jahre nahm die Schülerzahl zu. Deshalb wurde von der Gemeinde ein zweiter Lehrer eingestellt. Der zweite Schulsaal wurde wieder in der Lehrer­wohnung eingerichtet. Von November 1932 bis Dezember 1937 war die Schule zweiklassig. Dann wurde die zweite Schulstelle aufgehoben und die Schule war wieder einklassig.
Als Ende der 50er Jahre die Schülerzahl erneut anstieg, brauchte man einen zwei­ten Schulsaal. Die Gemeinde beschloss, eine moderne zweiklassige Schule mit Grup­penräumen, Werk- und Gymnastikraum zu errichten. Mit Beginn des Schuljahres 1958 bekam Bornheim eine zweite Lehrkraft. Bis der Neubau fertig war, diente die Bar in der Raiffeisenhalle als behelfsmäßiger Schulsaal. Erst am 8. Sep­tember 1962 konnte die neue Schule eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden.
Der alte Schulsaal wurde als Dorfgemeinschaftssaal ausgebaut und steht den Ver­einen, sowie für Versammlungen und kleinere Veranstaltungen zur Verfügung. Infolge der Neuordnung des Schulwesens wurde im Sommer 1968 in Flonheim für die umliegenden Orte eine Verbandsschule mit Grund- und Hauptschule eingerich­tet. In Bornheim verblieb nur die Grundschule. Sie wurde nach Auflösung der Lonsheimer Schule mit Beginn des Schuljahres 1970/71 auch von den Lonsheimer Schülern besucht.
Mit dem Ende des Schuljahres 1972 schloss auch die Bornheimer Schule ihre Pforten. Alle Bornheimer Schüler werden nun in Flonheim unterrichtet. Die Schulsäle werden vorerst noch von 2 Flonheimer Klassen benutzt.
Entwicklung bis zur Gegenwart
Im 1. Weltkrieg 1914-1918 blieb Bornheim von Kriegshandlungen und Kriegsschäden verschont, aber 12 Gefallene waren zu beklagen. Nach dem Kriege gehörte unser Dorf zur französischen Besatzungszone. Die Franzosen richteten auf dem Kissel und dem rechten Wiesberg ein Munitionslager ein. Die Munition wurde in Baracken ge­lagert, die aus Sicherheitsgründen auseinander lagen. Auf einer Feldbahn wurden die Güterwagen hingefahren. Damals wurden die beiden Häuser auf dem Kissel, die allerdings in Lonsheimer Gemarkung liegen, errichtet. In dem Hause Ackermann war die Offizierswohnung. Das Landenbergersche Anwesen diente als Unterkunft für die Soldaten, die das Munitionslager bewachten. Sie stammten hauptsächlich aus Marokko und Indochina. 1927 wurde das Munitionslager aufgelöst und die Fran­zosen zogen ab. Für das Rheinland endete die Besatzungszeit aber erst 1930.
Auf die Inflation im Jahre 1923 folgte eine kurze Zeit der Blüte von 1924-1928. Aber 1929 setzte die Weltwirtschaftskrise ein und führte zu einer Massenarbeitslosigkeit. Unter der Herrschaft Adolf Hitlers erlebte Deutschland eine scheinbare Belebung der Konjunktur durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und des Reichsarbeitsdienstes. Männer des Arbeitsdienstes aus Alzey rodeten damals die so genannte „Konradslust“, deren Besitzer Konrad Schmitt war. Auch durch den Bau der Reichsautobahnen und die Wiederaufrüstung ging die Zahl der Arbeitslosen sehr stark zurück.
Da brach 1939 der 2. Weltkrieg aus, der bis 1945 dauerte. Im Oktober 1941 wurden auf das Bahngelände und die umliegenden Häuser Brandbomben abgeworfen. Sie richteten aber keinen nennenswerten Schaden an. Die Sprengbomben fielen zum Glück auf die Äcker zwischen dem Bahnhof und dem Ort. So kam Bornheim glimpf­lich davon. Dies waren die einzigen Kriegsschäden. Auch der Einmarsch der Ameri­kaner am 20. März 1945 ging ohne Kampfhandlungen vonstatten. Für Bornheim war nun der Krieg zu Ende. Aber 27 Bornheimer kehrten nicht mehr zurück. An die Opfer des 1. und 2. Weltkrieges erinnert uns das Denkmal auf dem Friedhof.
Schon im letzten Kriegsjahr und nach dem Kriege mussten die Bornheimer enger zusammenrücken, denn die Evakuierten aus den zerbombten Städten, vor allem aus Mainz, mussten untergebracht werden. Dazu kamen später noch Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland. Im Juni 1945 wurde Rhein­hessen ein Teil der französischen Besatzungszone. Aus den linksrheinischen Teilen entstand das Land Rheinland-Pfalz, zu dem wir heute gehören. Der Bürgermeister mit seinen Gemeinderäten hatte es in den ersten Nachkriegsjahren schwer, den Bürgern der Gemeinde das Leben wieder lebenswert zu machen.
Wenn wir heute durch Bornheim gehen, sehen wir das Ergebnis von gemeindlicher und privater Initiative auf Schritt und Tritt. Die Genossenschaftshalle wurde 1953 erstellt. In dem großen Saal konnten die dörflichen Veranstaltungen abgehalten werden. Zwei Jahre später errichtete man an Stelle der alten Pfarrscheune einen neuzeitlichen Kindergarten. Durch die Flurbereinigung war es möglich, 1957 einen großen Sportplatz anzulegen und in der Gemarkung Grünschutzstreifen zu be­pflanzen. Bebauungspläne, die ein Gebiet von etwa 7 ha umfassten, wurden aufge­stellt. Viele Baulustige benutzten diese Gelegenheit und errichteten schmucke Häu­ser. Auch heute stehen noch genügend erschlossene Bauplätze zur Verfügung. Eine der größten Baumaßnahmen war die Kanalisierung des Dorfes und der Bau einer mechanischen und biologischen Kläranlage in den Jahren 1957/58. Nun kamen die Straßen an die Reihe. Nach und nach versah man sie mit einem neuen Belag und stellte die Straßenbeleuchtung auf moderne Leuchtstoffröhren um. Nun machte das Dorf einen sauberen und gepflegten Eindruck, aber es sollte auch schöner werden. Deshalb nahm Bornheim seit 1961 an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil. 5000 Kletterrosen schmücken nun die Ortsstraßen, so dass sich Born­heim mit Recht das Dorf der Rosen nennt. Bänke laden zum Ausruhen ein. Ein Glanzstück der Dorfverschönerung ist der Rosenbrunnen mit seiner Sitzgruppe an der Linde. Er besteht aus rotem Sandstein und trägt das Wappen der Gemeinde. Es hat einen zweigeteilten Schild. Die rechte Seite zeigt auf schwarzem Grund einen in Silber gehaltenen, schattierten Löwen. Er ist das Wappentier der Wild-und Rheingrafen und erinnert daran, dass Bornheim seit dem frühen Mittelalter den Wild- und Rheingrafen gehörte. Die linke Hälfte enthält auf silbernem Feld eine kobaltblaue schattierte Schrotleiter. (Schrotleitern verwendete man früher, um Weinfässer in den Keller oder aus dem Keller zu transportieren). Die Führung dieses Wappens genehmigte die Landesregierung im Juni 1956. Bornheim hatte schon 1709 ein Wappen, das eine Schrotleiter darstellte. Es befand sich auf dem Gerichtssiegel einer Urkunde. Nun gebrauchte aber Bornheim bei Landau im Jahre 1755 das gleiche Wappen. Da jedoch die Urkunde aus dem Jahre 1709 während des Krieges im Staatsarchiv in Darmstadt verloren ging, kann nun nicht mehr festgestellt wer­den, welches Bornheim dieses Wappen zu Recht führt. Darum erhielt das Wappen seine heutige Form.
In den folgenden Jahren wurde hinter der neuen Schule ein 1500 qm großer Kinder­spielplatz mit zahlreichen Spielgeräten und Bänken, sowie einem Sandkasten ein­gerichtet. Auch der Friedhof, besonders der neue Teil, ist eine Zierde des Dorfes. Auf der Oswaldshöhe, die zum Landschaftsschutzgebiet „Alzeyer Berg“ gehört, ent­stand 1970 ein Naturlehrpfad. An dem Parkplatz an der neuen Schule weist eine Tafel auf die Rund Wanderwege hin und lädt zu Spaziergängen in die reizvolle Um­gebung ein.
So konnte es nicht ausbleiben, dass die Verschönerungsmaßnahmen der Gemeinde­verwaltung, die von der gesamten Bevölkerung und den Vereinen tatkräftig unter­stützt wurden, ihre Anerkennung fanden. Bornheim wurde 1967 Kreissieger im Wett­bewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ und errang 1968 im Bezirksentscheid den 1. Platz. Damit war es das schönste Dorf Rheinhessens und konnte am Landesentscheid teilnehmen. Hier gewann es die Silbermedaille. In den folgenden Jahren war es ebenso erfolgreich. Die höchste Auszeichnung, nämlich die Silberplakette des Bun­desministers für Ernährung und Landwirtschaft, erhielt es 1971. Im Rahmen der Grünen Woche 1972 konnte Bürgermeister Wilhelm Gustav Weidmann im Beisein einer Gruppe Bornheimer Bürger diese Auszeichnung mit berechtigtem Stolz auf seine Gemeinde in Berlin in Empfang nehmen.
Bornheim ist aber nicht nur das Dorf der Rosen sondern auch des Weines. Wie schon erwähnt, ist der Weinbau mindestens 1200 Jahre alt. Die Bornheimer Weine sind bekannt und beliebt. Vor dem 2. Weltkrieg wurden vorwiegend Österreicher (Silvaner) angebaut. Heute werden Neuzüchtungen bevorzugt. Eine neuzeitliche und fortschrittliche Sortenauswahl trägt jedem Geschmack Rechnung. Repräsentative Weinproben in Bornheim 1970 und 1971 sowie der Weinprobierstand auf dem Alzeyer Winzerfest tragen dazu bei, immer mehr Liebhaber für unsere Weine zu ge­winnen. Die Vielzahl der früheren Lagenamen wurde auf folgende beschränkt: Schönberg, Hähnchen, Kirchenstück, Hütte-Terassen. Die Weinbergsfläche blieb von 1836 bis 1900 mit 11 ha etwa gleich, betrug 1926 27 ha, 1950 53 ha und ist inzwischen auf 100 ha angewachsen. Damit bedeckt sie fast ein Viertel der Gemarkung.
Die Bevölkerungszahl ist ziemlich konstant geblieben: 416 Einwohner (1830), 430 (1900), 576(1950) und 532 (1973). Das kommt daher, weil in Bornheim keine Industrie ansässig ist. Bis vor dem 2. Weltkrieg war der überwiegende Teil der Einwohner in der Landwirtschaft tätig und nur wenige arbeiteten auswärts. Das hat sich grund­legend geändert. Durch die zunehmende Verwendung von Maschinen in der Land­wirtschaft und die Abschaffung des Viehstandes werden weniger Arbeitskräfte gebraucht. Die Zahl der Betriebe geht zurück. Zurzeit sind noch 16 Vollerwerbs­betriebe vorhanden. Sie bewirtschaften eine Fläche von 372 ha. Neben dem Rebland, das eine Fläche von 100 ha bedeckt, spielt der Anbau von Getreide die wichtigste Rolle. Mit 140 ha nimmt der Weizen die größte Fläche ein, gefolgt von der Gerste mit 80 ha. Die Bornheimer Gerste ist als Braugerste sehr geschätzt. Mit Roggen wer­den nur noch 5 ha bestellt. Auch Zuckerrüben gedeihen gut. Ihre Anbaufläche be­trägt 30 ha. Auf dem restlichen Ackerland werden Futterpflanzen, Kartoffeln, Raps und Hafer angepflanzt;
Handels- und Gewerbebetriebe zählt Bornheim 16. Hier finden Bornheimer und 64 Einpendler Arbeit. Dafür haben 90 Bornheimer einen auswärtigen Arbeitsplatz.
In Bornheim blüht ein reges Vereinsleben. Am ältesten ist der Männergesangverein 1848, der jetzt sein 125jähriges Bestehen feiert. Außerdem bestehen noch folgende Vereine: Turn- und Sportverein 1909, Bauernverein, Landfrauen verein, eine VdK-Ortsgruppe und das Volksbildungswerk.
Ende 1871 wurde auf der Strecke Armsheim-Flonheim der Personen- und Güterver­kehr aufgenommen. Das war damals für Bornheim ein großer Vorteil. Durch die zu­nehmende Motorisierung in den 50er und vor allem 60er Jahren nahm die Zahl der beförderten Personen immer mehr ab. Deshalb wurde im Mai 1966 der Personen­verkehr auf der Strecke Armsheim-Wendelsheim eingestellt. Seitdem befördern Omnibusse die Fahrgäste nach Alzey bzw. Armsheim. Heute verkehren nur noch Güterzüge. Da das Bahnhofsgebäude nicht mehr gebraucht wurde, verkaufte es die Bundesbahn. Inzwischen wurde es abgerissen.
Zurzeit wird mit dem Bau einer neuen Verkehrsverbindung begonnen. Die links­rheinische Autobahn von Krefeld nach Speyer führt durch unsere Gemarkung. Die nächsten Abfahrten sind Gau-Bickelheim und Alzey. Ob sich dadurch die Verhält­nisse in Bornheim ändern werden, bleibt abzuwarten.
Gemarkung
Unsere Gemarkung hat einen Flächeninhalt von 445,50 ha = 1782 Morgen. Als Morgen bezeichnete man früher ein Stück Feld, das ein Bauer mit einem Gespann Ochsen an einem Morgen pflügen konnte. Jedoch ist mit Morgen der ganze Tag gemeint, daher spricht man in anderen Gegenden von Tagwerk.
Die Gemarkung ist lang gestreckt und besitzt von Norden nach Süden eine Länge von 4 km, die größte Breitenausdehnung von Westen nach Osten beträgt dagegen nur 1,5 km.
Wenn wir die Gemarkungskarte betrachten, bemerken wir zwischen der Bornheimer Gemarkung und dem ehemaligen Rauentaler Hof eine Einschnürung. Daraus ist er­sichtlich, dass der Rauentaler Hof, der im Besitz der Wild- und Rheingrafen war, ursprünglich nicht zu Bornheim gehörte.
Eine genaue Abgrenzung der Gemarkung fand erst im 17. Jahrhundert statt; denn die älteren Grenzsteine stammen aus dem Jahr 1617. Sie tragen auf der Bornheimer Seite lediglich ein „B“, auf der anderen Seite sind sie manchmal mit einem Wappen verziert. Die Steine an der Heimersheimer Gemarkungsgrenze sind mit Stern und Halbmonden versehen, dem Wappen der Ritter Hund von Saulheim, welche in Heimersheim begütert waren. Ein sehr schöner Dreieckstein befand sich an der Stelle, wo die Gemarkungen von Bornheim, Lonsheim und Heimersheim zusammenstoßen. Er trug die Jahreszahl 1628. An den Steinen der Lonsheimer Gemarkungsgrenze bemerken wir hier und da ein Kreuz. Am Mörschgraben befindet sich ein Stein, der auf der Armsheimer Seite mit einem Arm versehen ist, in dessen Handfläche ein „A“ eingehauen ist. Wir haben es hier mit einem so genannten redenden Wappen zu tun, obwohl der Name Armsheim nicht von Arm abgeleitet ist. Auf der Flonheimer Seite hat das „F“ an manchen Steinen die Form einer Wolfsangel.
Früher zerfiel die gesamte Gemarkung in 2 Felder. Noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts herrschte in unseren Gebieten die Zweifelderwirtschaft, d. h. die Hälfte des Ackerlandes lag jeweils brach und diente mit als Viehweide. So war es auch in Bornheim. Die östliche Hälfte hieß das „Altzer Feld“ und die westliche „Flonheimer Feld“. Bei Grundstücksverkäufen wurden manchmal die Anlieger angegeben. Hier­bei gebrauchte man aber nicht die Himmelsrichtungen, sondern bezeichnete Norden mit „nach Bingen“, Süden „nach Speyer“, Osten „nach Rhein“ und Westen „nach Wald“.
Heute besteht die Gemarkung aus 9 Fluren. Jede setzt sich aus zahlreichen Teilen zusammen, die ihre eigenen Namen, die so genannten Flurnamen, tragen. Das erste vollständige Verzeichnis liegt aus dem Jahre 1804 vor. Auch aus den Güterverkaufs­büchern aus den Jahren 1729-1754 und 1774-1798 können wir zahlreiche Namen er­sehen. Die älteste Aufzeichnung finden wir in den Zins- und Lagerbüchern des Augustiner-Chorherrenstiftes zu Flonheim, das in Bornheim einen Hof von 160 Mor­gen besaß und von etwa 40 Morgen Frucht-, d. h. Grund- oder Pachtzins erhielt. Sie stammt aus den Jahren 1390-1400. Hierin ist die Lage der einzelnen Grundstücke angegeben. Auch Weinberge befinden sich darunter. Sie lagen: An der Halden (In der Heil), Uff der Holgaßen, In dem Lettin (Letten), Uff dem Wisberge und An dem Uwelnheymer (Aulheimer) Weg.
Der Wald bedeckt heute nur eine Fläche von 50 ha. In merowingisch-fränkischer Zeit breitete sich auf dem Höhenzug von Bermersheim über Erbes-Büdesheim bis nach Mörsfeld ein großes Waldgebiet aus. Dazu gehörte der südliche Teil der Bornheimer Gemarkung, der auf der Höhe liegt. Auch Birken wuchsen dort, worauf die Flur­namen Birker- und Berkerloch hinweisen. Hier liegt die Flur Hasensteil. Steil bedeutet Pfahl oder Pfosten. Dort befand sich ein Gehege für Hasen und anderes Kleinwild.
Es war auf Anordnung des Kurfürsten von der Pfalz angelegt worden und mit hohen Pfosten umgeben. Sie trugen ein Blechschild mit einem aufgemalten Hasen und dem Wappen der Kurpfalz.
Die Abhänge trugen, wenigstens in ihrem oberen Teil, ebenfalls Wald. Dies geht aus dem Namen Neuberg hervor. Er wurde erst in späterer Zeit, nachdem der Wald gerodet war, bebaut. Auch das Hähnchen war früher mit Gebüsch bewachsen, denn der Name rührt von Hag (Hecke) her, bedeutet also Buschwald. Ebenso breiteten sich auf dem Wiesberg kleinere Waldungen aus, was aus dem Namen Hollerstrang (alter Name für Holunder) zu entnehmen ist.
Die Franken teilten die Gemarkung in Gewanne oder Gewanden ein. Dieses Wort kommt von wenden, ist also die Stelle, wo der Pflug wendet. Wahrscheinlich ist der Flurname Anweid eine Umdeutung von Anwand und lässt sich so erklären.
Auch viele andere Flurnamen geben uns Aufschluss über unsere Gemarkung oder erinnern an frühere Verhältnisse. Etwas oberhalb des Dorfes liegt die Flur: Auf der Hütte. Es ist anzunehmen, dass dort früher eine Hütte stand, in der sich ein Wächter aufhielt. Von hier aus konnte er die Gegend überblicken und bei drohender Gefahr die Bevölkerung warnen.
Andere Namen zeigen uns die Bodenbeschaffenheit an: Im Letten, Lettenbuckel, Im Leimen (Lehm), In den steinigen Äckern, Silz (nasser Boden), Salzehr (Salzende), Kissel (Kieselsteine), Mehlbächer (sandiger, mehlartiger Boden aus Verwitterungsgestein). Grindkopf kann von dem mittelhochdeutschen Wort grant d. i. Kies, Sand abgeleitet sein. Das Steingebiß war früher ein Steinbruch, es hieß ursprünglich Steingeböße und stammt von boßen (schlagen) ab. Es war also der Ort, wo die Steine zuge­schlagen wurden.
Unsere Gemarkung war früher wasserreicher. Das erkennen wir an den Flurnamen: Borngarten, Fegborn und Bünnchen. Auch die Pudeläcker weisen auf nassen Boden hin. Im Wald befand sich ein Weiher im Entenpfuhl. Dort hielten sich Wildenten auf. Heute ist es nur ein kleiner Wassertümpel, der in trockenen Sommern ganz verschwindet. Mit Hemms (oder Hümes) bezeichnete man steile, feuchte Tälchen, die besonders bei Regenwetter von Wasser durchströmt werden. Ebenfalls auf feuchten Boden weisen hin: Morsch [sumpfig-feuchtes Gelände) und Schlittweg. So nannte man Wege, die in der nassen Jahreszeit nur mit dem Pflugschlitten aber nicht mit dem Wagen befahren werden konnten.
Angaben über die Bodenform finden wir in folgenden Namen: Auf der Platt (ebenes Gelände), Auf dem Gleichen, In der Mul (Mulde), In der Heil (Halde, Abhang), Im Birkerloch, Im Berkerloch.
Manche berichten über die Größe: In den Neunvierteln, Die Achthalbmorgen, In den Eilfmorgen (eilf = elf), In den Achtzehnmorgen, In den Zwanzig Morgen, In den Fünfzig Morgen. Die Zahlen in Verbindung mit den Morgen nennen uns die Größe der Felder, welche früher entweder einem geistlichen oder weltlichen Herrn gehörten oder in dieser Größe verpachtet wurden.
Andere wieder geben uns Auskunft über die Form der Grundstücke: Bettzich (Bett­bezug), Käfrigflitt (Käferflügel), Langgewann.
Oder sie nennen die Lage, z. B. Hinter der Kirche, An der Heimersheimer Gemar­kung, Am Steinbruch, Am Weinheimer Weg, Im Schönberg, Auf dem Wiesberg links, Auf dem Wiesberg rechts.
Früher waren in unserer Gemarkung viel mehr Wiesen. Davon künden die Namen: Eselswiese, Gemeindewiese, Eckerwiesen. Ecker führt wahrscheinlich auf das Wort Egart zurück. Das war zur Zeit der Zweifelderwirtschaft der Teil des Ackerlandes, der in dem betreffenden Jahr unbebaut liegen blieb und sich begraste. Es gab auch nasse Wiesen, wo saure Gräser wuchsen. Man nannte sie Sauerwiesen, während die Dörrwiese trocken war. 1836 befanden sich in unserer Gemarkung noch 37 Mor­gen Wiesen, und heute sind keine mehr vorhanden. Die meisten Wiesen lagen Im Morsch. Oft wurde das Gras nicht heimgefahren, sondern Frauen und Mädchen trugen es auf dem Kopfe nach Hause. Auch an den Wegen und Gräben wurde gegrast, weil das Futter knapp war. Deshalb heißt es in der Verordnung für die Schützen aus dem Jahr 1785, dass die „Gräser“ sich nicht unterstehen sollten, vor 1 Uhr hinauszugehen. Hatten sie nun das Gras mit der Sichel geschnitten, legten sie es in ein Grastuch, banden es zusammen und hoben die Last auf den Kopf. Der Weg vom Morsch bis zum Dorf war weit. Deshalb baute man Ruhegerüste. Dort konnten die Gräserinnen ihre Last absetzen. Überreste einer solchen Ruhe sind die „Drei­stein“. An ihnen bemerkt man heute noch Löcher, wo Querbalken befestigt waren. Sie waren verschieden hoch, der eine 1 m und der andre etwa 1,50 m über dem Erdboden. Vor 200 Jahren hieß diese Gewann noch „An den Dreistein“ oder „an der neuen Ruhe“. Ein Zeichen, dass sie noch nicht so lange bestand, im Gegensatz zur „Altruh“ im Mörschweg. Von ihr ist heute nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich bestand sie ganz aus Holz. Es war Sache der Feldschützen, die Ruhegerüste in Ord­nung zu halten. Dafür holten sie sich an manchen Orten Rheinhessens an Pfingsten Eier von den Gräserinnen.
An den Anbau von Flachs und Hanf erinnert uns der Name „Brechkaut“. Sie lag im Mörschweg zwischen dem Friedhof und der Mainzer Landstraße. An drei Seiten waren Steine zu einer Mauer aufgeschichtet, und an der vierten Seite befand sich der Zugang. Im Allgemeinen waren die Brechkauten 3 m lang, 1,5 m breit und etwa 1,75m tief. Den größten Teil des Jahres wurden sie nicht benutzt. Erst im Spätherbst, nach Beendigung der Kartoffel- und Rübenernte, begann an der Brechkaute emsiges Leben und Treiben. Um jedoch die Benutzung der Brechkaute zu verstehen, ist es erforderlich, kurz auf die Gewinnung der Flachsfasern einzugehen. Wenn die Flachs­stengel anfingen gelb zu werden, wurden sie aus der Erde gezogen und in kleinen Bündeln zum Trocknen aufgestellt. Danach entfernte man die Samenkapseln mit Hilfe eiserner Kämme, das nannte man riffeln. Nun breitete man die Stängel einige Wochen auf der Dörrwiese aus. Während dieser Zeit durfte das Vieh nicht auf der Wiese weiden, worauf die Schützen besonders zu achten hatten. Durch die Einwir­kung des Regens trat eine Gärung ein, und die Fasern ließen sich dann leichter von den übrigen Stängelteilen lösen. Das geschah durch das Brechen. Man brachte den Flachs zur Brechkaute. Unten in der Grube brannte ein ruhiges Feuer. Oben hatte man Stangen darüber gelegt und die Flachsstängel darauf ausgebreitet. Ein Mann, der „Feurer“, schürte das Feuer. Er musste darauf achten, dass die Flammen nicht in die Höhe schlugen, sonst verbrannte der Flachs. Die Dörrfrau drehte die Stängel um, nahm die trockenen herunter und legte frische drauf. Im Halbkreis um die Brechkaute standen die Frauen mit den Brechgeräten. Kinder brachten ihnen die trockenen Stängel. Diese wurden auf die Breche gelegt. Dann wurde ein Hebel herunter­gedrückt, der mit 3 Brettern versehen war. Sie waren so angebracht, dass sie genau in die Zwischenräume auf der Breche passten. Man brachte den Flachs so lange unter die hölzernen Messer, bis alle Holzteilchen der Stängel gebrochen und unter die Breche gefallen waren. So erhielt man die reinen Fasern. Hierauf wurden sie durch die Hechel gezogen. Dadurch wurden die Fasern geordnet und gleichzeitig von den kurzen Fasern, dem Werg, getrennt. Flachs und Hanf wurden dann im Winter von den Frauen und Mädchen gesponnen, und die Leineweber verarbeiteten das Garn weiter. Aus dem Flachs wurden feine Stoffe gewebt, während der Hanf die grobe Leinwand lieferte. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts waren noch drei Leineweber in Bornheim tätig. Dieser Beruf ist heute bei uns ausgestorben, weil Flachs und Hanf nicht mehr angebaut werden. Auch die Brechkaut ist verschwunden.
Früher standen in unserer Gemarkung viel mehr Obstbäume. Da sie die Feldbe­stellung erschwerten, wurden sie ausgemacht. Es gab auch zahlreiche Sperbebäume, wie wir sie jetzt noch an der Lonsheimer Straße sehen. Ihre herben Früchte werden mit Äpfeln vermischt zum Bereiten von Apfelwein verwendet. Am Sperbebaumer Weg standen solche Sperbebäume oder Speierlinge, wie man sie auch nennt.
Die Bauern hielten früher mehr Vieh. Es wurde auf die Weide getrieben. Erst Ende des 18. Jahrhunderts führte man die Stallfütterung ein. Auf dem Brachland und im Wald weidete der Gemeindehirt Schweine, Kühe, Gänse, Schafe und Ziegen. An diese Zeit erinnern uns noch die Flurnamen: Auf der Füllenweid, Im Schaftal und Trift. Das war der Platz, wo das Vieh hingetrieben wurde, also auch ein Weideplatz.
Bekanntlich musste bis zum Ende des 18. Jahrhunderts von allem, was in der Ge­markung angepflanzt wurde, der Zehnte abgeführt werden. Es gab auch Äcker, die von dieser Abgabe frei waren, wie z. B. die Äcker des Chumbder Hofes. Das waren die zehntenfreien Äcker. Bei den Gans-, Hinkel- und Eieräckern bestanden die Ab­gaben in Gänsen, Hühnern und Eiern.
Zwischen den 50 Morgen und dem Sommerstück lag die Schindkaut. Dort wurden die verendeten Tiere vergraben. Durch die Errichtung der Abdeckereien wurde sie über­flüssig.
Am Stielpfad befand sich früher ein Zaun. Es sollte verhindern, dass die Gänse auf die Kappesbörder liefen. In dem Zaun war jedoch keine Tür, sondern außen und innen zwei oder drei Stufen, dass man darüber steigen konnte. Aus Stiegelpfad, wie er ursprünglich hieß, wurde Stielpfad.
Der Flurname Läusbendel könnte von dem mittelhochdeutschen Wort luze abgeleitet sein, das Lauer oder Versteck bedeutet, wäre also ein Streifen, wo die Jäger auf das Wild gelauert hätten. Wahrscheinlich ist er aber auf den schlechten Boden (steinige flachgründige Ackerkrume) zurückzuführen, denn das Wort Läus bedeutet etwas Schlechtes.
Dass es früher auch Wölfe bei uns gegeben hat, beweist der Name Wolfschuß. An die Rechtsprechung früherer Zeiten erinnert uns der Flurname: Am Galgen. Die Richtstätte befand sich an der Grenze zwischen der Bornheimer und Flonheimer Gemarkung weithin sichtbar auf einer Anhöhe. Ein Galgen mit Gehenkten war früher keine Seltenheit; denn die Strafen waren sehr hart. Auf Diebstahl stand oft schon die Todesstrafe. Sie wurde durch den Scharfrichter vollstreckt, der die Übel­täter an den Galgen hängte. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts nahm man die Hinrichtungen mit dem Fallbeil vor und die Galgen verfielen.
Auf den früheren Besitzer deuten manche Namen hin. Die Grundstücke in der Rodensteiner Gewann waren sicher im Besitz der Herren von Rodenstein die im 15. Jahrhundert verschiedene Burggrafen in Alzey stellten.
Der Name Oswaldshöbel (Oswaldshügel) wird 1804 noch nicht gebraucht, wurde also erst im Laufe des vorigen Jahrhunderts eingeführt. An der Oswaldshöhe befand sich ein Steinbruch. Es ist möglich, dass der Name von einem Besitzer, namens Oswald, herrührt.
Damit ist der Streifzug durch unsere Gemarkung und ihre Fluren beendet. Ihre Namen erzählen uns, ebenso wie die Bodenfunde, etwas von der Vergangenheit unseres Heimatdorfes. Auch sie tragen dazu bei, unsere Kenntnis der Heimat zu vertiefen.
Die folgende Aufstellung enthält die heute verwendeten Flurnamen.
Die Achthalbmorgen
In den 18 Morgen
An der Altruh
Anweide
Unter der Anweide
Im Armsheimer Weg
Im Berkerloch
Bettzich
Auf (In) dem Birkerloch
Im Borngarten
Am Brünnchen
An der Büdesheimer Gemarkung
An den Dreistein
Im Eber
Eckerwiesen und Mors
Auf den Eilfmorgen
Die Eieräcker
Im Entenpfuhl
Auf der Eselswiese
An der Erbes-Büdesheimer Gemarkung
Am Erbes-Büdesheimer Weg
Auf der Eulenhecke
Hinter der Eulenhecke
Im Falter
Hinterm Falter
Fegborn
Felderstück
Am (Im) Flonheimer Weg
In der Flonheimerstraße
Auf der Füllenweide
Aus den Fünfzig Morgen
Hinter dem Friedhof
Am Galgen
In den Gänsäckern
An dem Gemeindeacker
Der Gemeindewald
Die Gemeindewiese
Auf dem Gleichen
Der Grindkopf
Im Hähnchen
Im Hasensteil
In der Heil
An der Heimensheimer Gemarkung
In der Hemms
Obig der Hemms
Hinter den Hecken

Durch die Blume
Fern im Süd das scheene Spanie,
In Owerbayern hekchde Hehje,
In Griechenland die mords Geranie
Mensch, des muss mer sehje.

Un de schiefe Turm vun Pisa,
In Paris Schampselisee
Un de Badestrand vun Kreta,
Mensch, des muss mer seh.

Stierkampfstimmung un Bodega,
Lago matschore schaumgebore
Gondelfahrte in Venezia
Wer’s net kennt, der is blamore.

Doch im Derfche dausend Rose,
Wingert bis zur Oswaldsheh
Blummedippe, klaane, große
Des kannche nor in Bornhem seh.

Dausend Rose, rosa, rode,
Hosch de ganz in deiner Näh,
Wem der nirgend so gebode,
Mensch, des Bornhem musch de seh.

Volker

Veröffentlicht 1968 In der Allgemeinen Zeitung