1949 wurde im Garten von W. G. Weidmann beim Ausheben eines Kellers ein fränkischer Reihengräber-Friedhof freigelegt. Die ältesten Gräber mit zahlreichen Beigaben stammen aus der Zeit von 650 – 700 n. Chr. Dort dürfte auch eine Kirche aus Holz gestanden haben. Bei den Grabungen wurden auch Wohnstellen der jungsteinzeitlichen Bandkeramiker entdeckt, die jahrhundertelang ansässig waren.
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Nur ein Friedhof gibt uns Kunde von der damaligen Besiedlung. Er wurde im Jahre 1949 im Garten von Wilhelm Gustav Weidmann bei der Anlage eines tiefen Kellers freigelegt. Es ist ein Reihengräberfriedhof. Die Franken bestatteten ihre Toten in Reihen mit geringen Zwischenräumen.
Der Leiter des Alzeyer Museums Dr. Durst stellte 3 Gräbergruppen fest.
Außer 2 Doppelgräbern waren es Einzelgräber. Bei der ersten und zweiten Gruppe lagen die Gräber in westöstlicher Richtung, bei der dritten in nordsüdlicher Richtung. Auf Grund der Beigaben konnten sie zeitlich bestimmt werden.
Die ältesten Gräber, 18 an der Zahl, lagen 3 m unter der Oberfläche und stammen aus der Zeit 650 – 700. Sie enthielten auch die reichsten Beigaben. Es waren Männer- und Frauengräber, wie durch die beigegebenen Gegenstände festgestellt wurde. Die Männergräber enthielten Waffen, so verschiedene Schwerter, darunter eine große Spatha von 87 cm Länge und einen großen Sax, der ohne Griff noch 53 cm lang war, ferner Reste von Messern, sowie einen Schildbuckel und eine Lanzenspitze. Auch ein Scheidenbeschlag aus Leder für eine Spatha war noch zum Teil erhalten. Er war dicht mit Bronzeknöpfen besetzt. Ferner kamen noch 2 Gürtelschnallen aus Bronze sowie Eisenbeschläge zutage. In den Frauengräbern fand man verschiedene Töpfe, darunter 2 mit Henkel und Ausguss, sowie eine Glastasse. Außerdem enthielten sie noch Glasperlen, einen Bronzeohrring und eine Scheibenfibel. So nennt man die Gewandnadeln. Sie dienten zum Zusammenhalten des Gewandes und ähneln unseren Sicherheitsnadeln. Die Platte der Scheibenfibel hat einen Durchmesser von 7 cm, sie besteht aus Eisen und hat strahlenförmige Verzierungen aus eingelegtem Silber. Ferner wurden noch ein Dolch, ein Messer und ein bemalter Tonwirtel geborgen.
Als nun der Friedhof belegt war, füllte man ihn im südlichen Teil mit einer etwa 1 m hohen Erdschicht auf und konnte ihn weiter zur Bestattung verwenden.
Von den 11 Gräbern der zweiten Gruppe wiesen nur 3 Beigaben auf, nämlich 2 Männergräber und 1 Frauengrab. Die ersteren enthielten wieder Waffen, das letztere eine Scheibenfibel und die beiden Teile einer Gürtelschnalle. Sie ist besonders prächtig verziert mit breiten, ineinander verschlungenen Bändern, die in Silber eingelegt sind. Die Funde befinden sich im Alzeyer Museum.
Während die Gräber der ersten und zweiten Gruppe in Reihen angeordnet sind, ist die Anlage derjenigen der dritten Gruppe wahllos. Sie liegen höher als die anderen und enthielten als Beigaben nur eine eiserne Schnalle und Reste eines Kammes. Es ist deshalb anzunehmen, dass sie einer späteren Zeit angehören, wahrscheinlich also aus dem 8. Jahrhundert stammen. Das würde auch die geringen Beigaben erklären; denn mit der zunehmenden Verbreitung des Christentums verbot die Kirche die bei den Heiden übliche Sitte, den Toten Waffen, Gefäße und Schmuck mit ins Grab zu geben.
Die freigelegten Gräber bilden nur einen Ausschnitt des damaligen Friedhofs. Er dehnte sich noch weiter nach Norden und Osten aus, wie durch frühere Einzelfunde festgestellt wurde. Infolge Bebauung des Nachbargebietes waren weitere Grabungen nicht möglich. Deshalb konnte die Größe des Gräberfeldes leider nicht ermittelt werden. Sicher hatte es eine beträchtliche Ausdehnung. Bei den meisten bisher freigelegten fränkischen Friedhöfen befanden sich Kirchen. Daher kann mit Sicherheit angenommen werden, dass auch in Bornheim auf diesem Gräberfeld eine Holzkapelle gestanden hat; denn Steinkirchen wurden erst im 10. und 11. Jahrhundert gebaut.
Quelle: Festschrift „768 – 2018, 1250 Jahre Bornheim“, Ausschnitt aus dem Kapitel „Bornheim in Vergangenheit und Gegenwart“ von Lehrer Hans Hauburger