Die dem heiligen Martin geweihte Bornheimer Kirche steht in einem ummauerten Friedhof, der bis 1887 belegt war. Zwei unterirdische Gänge gingen von dort nach Süden und Nordost ab. Die Krypta könnte noch aus karolingischer Zeit stammen. Der Chorturm wurde um 1200 erbaut und um 1300 umgebaut. Das Erdgeschoss wurde eingewölbt, gotische Fenster, der Triumphspitzbogen und das Chorgewölbe eingebaut. Im Turm hängt die älteste Glocke Rheinhessens, die um 1300 von Merkelinus gegossen wurde. 1690
zerstörten die Franzosen die Kirche, so dass der Gottesdienst im Chor gefeiert werden musste. Die Orgel ist ein Werk der Brüder
Stumm aus Rhaunen-Sulzbach von 1743, die sich noch komplett im Originalzustand befindet. Seit 1697 dürfen die Katholiken die
Simultankirche mitbenutzen.

Weiterführende Informationen…

Schon die Römer brachten das Christentum nach Rheinhessen. Aber erst in fränkischer Zeit breitete es sich weiter aus. Damals entstanden die ersten Gotteshäuser. Kapellen und Kirchen waren meistens aus Holz gebaut. Es ist anzunehmen, dass auch auf dem fränkischen Reihengräberfriedhof im Gehöft von W.G. Weidmann eine solche Holzkapelle um das Jahr 700 gestanden hat. Erst 1241 wird von einer Kirche in Bornheim berichtet. Nach dem Mauerwerk zu schließen, ist der Turm jedoch ungefähr 100 Jahre älter. Die Kirche war dem heiligen Martin, dem fränkischen Nationalheiligen, geweiht. Solche Martinskirchen bestehen meistens seit der frühfränkischen Zeit.

Die Bornheimer Kirche war eine Pfarrkirche und gehörte zum Dekanat Flonheim, das dem Dompropst zu Mainz unterstand. Das Patronatsrecht, d. h. das Recht, die Pfarrer einzusetzen, besaß der Erzbischof von Trier, der es im Jahre 1241 dem Kloster Chumbd bei Simmern im Hunsrück verlieh. Acht Jahre später übergab der Erzbischof Konrad von Köln auch die Pfarrkirche samt den Einkünften dem Kloster Chumbd.

Die Kirche steht auf einem befestigten Friedhof über dem Dorf. Er ist mit einer hohen Mauer umgeben. Hier suchten die Dorfbewohner in Kriegszeiten Zuflucht. Auf der Rückseite, nach dem Berg zu, befand sich ein Graben. Vor 200 Jahren hieß die dortige Flur noch Kirchgraben. Vom Kirchhof aus führten unterirdische Gänge nach außen. Als 1958 das Dorf kanalisiert wurde, stieß man vor der Kirche auf einen unterirdischen Gang, welcher schräg auf die andere Straßenseite führte. Er lag 1,50 m unter der Straße, war gewölbt und 1,50 m hoch.

Die Kirche war ursprünglich im romanischen Stil erbaut. Man sieht es noch an den drei rundbogigen Klangarkaden im Glockengeschoss. Sie haben je ein schönes achteckiges Mittelsäulchen. Der Turm überragt das Kirchenschiff nur wenig und ist mit einem Satteldach abgedeckt. Um 1320 wurde der Altarraum im Erdgeschoss eingewölbt und die Fenster der Ost- und Südseite mit größerem gotischen Maßwerk versehen. In derselben Zeit entstanden die Wandmalereien im Chor. Sie stellen 4 Apostel unter Ziergiebeln dar. Aus der späteren Gotik stammen die Sakristei, eine Doppelnische im Altarraum, die früher als Sakramentshäuschen benutzt wurde, sowie der Triumphbogen zwischen Kirchenschiff und Chor. In der Kirche befand sich ein Taufstein aus dem frühen 16. Jahrhundert. Vermutlich wurde er schon in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts zerstört, als die Wild- und Rheingrafen in Bornheim die lutherische Religion einführten.

Bis zur Glaubensspaltung bestand in Bornheim eine katholische Pfarrei. Nach Einführung der Reformation wurde die Kirche den Evangelischen übergeben. Durch den Frieden von Rijswijk im Jahre 1697 wurde sie simultan. Die Katholiken erhielten das Recht, die Kirche mitzubenutzen. Das ist bis heute so geblieben.

In den Kriegswirren des pfälzischen Erbfolgekrieges wurde unsere Kirche im Jahre 1690 durch französische Truppen zerstört. Das Kirchenschiff musste niedergelegt werden, nur der Chor und die Sakristei blieben erhalten. Allerdings war auch das Dach des Turmes schwer beschädigt worden. Es wurde aber wiederhergestellt. In den nächsten Jahren wurde der Gottesdienst in dem Chor und der Sakristei abgehalten. Da der verbliebene Raum sehr klein war, richtete die lutherische Gemeinde Bittschriften an die kurpfälzische Regierung in Heidelberg, damit die Kirche wiederaufgebaut würde. Im Jahre 1705 wurde endlich die Genehmigung erteilt, aber der Keller (Rentmeister) Flad von Kreuznach verhinderte es. Auf seine Veranlassung machte die kurpfälzische Regierung den Bau von der Bezahlung des Bornheimer Steingrubenzinses abhängig, den die Rheingrafen in den Jahren 1680 bis 1702 widerrechtlicherweise eingezogen hatten. Es waren 276 Gulden. Erst im Jahre 1726 wurde von der kurpfälzisch geistlichen Administration der Wiederaufbau des Kirchenschiffes im Barockstil begonnen, wahrscheinlich in seiner alten Länge. Im nächsten Jahre wurde er anscheinend bewendet; denn am Fuße der Kanzel und am Eingang der Kirche steht die Jahreszahl 1727. Aus dieser Zeit stammt wohl die alte Glocke. Da sie keine Jahreszahl trägt, kann man ihr Alter nur schätzen. Sie hat ein Gewicht von etwa 400 kg. Auf der Glocke ist eine Inschrift angebracht. Da einige Buchstaben unleserlich sind, kann man ihren Sinn nicht feststellen.

Bei dem Wiederaufbau soll auch die Linde vor der Kirche gepflanzt worden sein.

Schon um 1740 wurde eine Orgel aufgestellt. Sie besitzt 9 Register und ist ein Werk der Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunen-Sulzbach im Hunsrück, die in sechs Generationen über 350 Orgeln im mittelrheinischen Raum gebaut hat.

In die Baupflicht der Kirche teilten sich seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das Kloster Chumbd bei Simmern und die Rheingrafen. Nach Einführung der Reformation um die Mitte des 16. Jahrhunderts trat an die Stelle des Klosters Chumbd die geistliche Administration. Sie hatte, wie schon erwähnt, das Kirchenschiff instand zu halten, während die Rheingrafen für die bauliche Unterhaltung des Turmes und Chores zu sorgen hatten. Die Baupflicht beruhte auf der Zehendgerechtigkeit und kam nach der Französischen Revolution mit der Aufhebung des Zehnten in Fortfall. Die Toten wurden auf dem Friedhof neben der Kirche beigesetzt bis zur Anlage des neuen Friedhofes im Jahre 1875. In den 60er Jahren bepflanzte man den alten Friedhof mit Sträuchern und schuf so eine Vogelschutzanlage.

Im Jahre 1912 wurde die Kirche renoviert. Damals äußerte die Gemeinde den Wunsch, den Turm zu erhöhen, weil er mit einem Satteldach abgedeckt ist und das Kirchenschiff nur wenig überragt. Der Denkmalpfleger riet jedoch davon ab, da diese Turmform ein Kennzeichen der alten Dorfkirchen ist. So blieb der Turm unverändert. Unter dem Anstrich kamen im Chor wieder die alten Wandmalereien zutage, die aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammen. Sie waren noch so gut erhalten, dass man nur kleine Ausbesserungen vorzunehmen brauchte. Vor dem ersten Weltkrieg bestand das Geläute aus 2 Glocken. Im Jahre 1916 musste eine Glocke abgeliefert werden, weil das Glockenmetall für Kriegszwecke verwendet wurde. Die älteste Glocke versah nun allein ihren Dienst. Erst 1927 war es möglich, zwei neue Glocken gießen zu lassen. Am 11. Dezember 1927 erfolgte die feierliche Einholung. Nach der Aufhängung im Turm erklang nun ein schönes Dreiklanggeläute bis zum Jahre 1942. Auch im zweiten Weltkrieg war das Glockenmetall wieder kriegswichtig. Zwei Glocken mussten abgeliefert werden, nur die älteste blieb auf dem Turm.

Auf Veranlassung von Pfarrer Becker konnten 1953 durch freiwillige Spenden wieder zwei Glocken beschafft werden. Sie wurden in der Glockengießerei Rinker in Sinn gegossen. Die größere hat ein Gewicht von 596 kg und trägt die Inschrift: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark.“ Die kleinere wiegt 247 kg. Auf ihr steht das Mahnwort: „Betet ohn‘ Unterlaß“. Die neuen Glocken wurden in einem feierlichen Gottesdienst am 12. Juli 1953 geweiht. Sie erklingen in der Tonreihe: g – b – c, dem so genannten Tedeum-Motiv.

Im Jahre 1954 wurde die Kirche renoviert. Das Innere wurde hell und freundlich gestaltet und die alten Fresken blieben erhalten. Gleichzeitig wurde auch der erneuerte Taufstein wieder aufgestellt. Am 17. Oktober 1954 fand in der wiederhergestellten Kirche der erste Dankgottesdienst statt. Auch außen wurde die Kirche instandgesetzt und erhielt einen neuen Verputz.

Quelle: Festschrift „768 – 2018, 1250 Jahre Bornheim“, Ausschnitt aus dem Kapitel „Bornheim in Vergangenheit und Gegenwart“ von Lehrer Hans Hauburger