Die offzielle Bezeichnung „Darre“ kommt von dörren, also trocknen. In der „Zwetschgendarre“ wurde in zwei Dörrapparaten Obst getrocknet, um es als Trockenobst lagern und verkaufen zu können. Diese waren im hinteren, höheren Teil des Gebäudes untergebracht.
Das Gebäude wurde 1884 errichtet und um 1912 verkauft und zu einem Wohnhaus mit Schmiede umgebaut.
Weiterführende Informationen…
Der Name „Darre“ ist aus dem Dornröschenschlaf wiedererwacht, seitdem im Boden der Ruine der Beller Kirche in Eckelsheim, im Jahr 2003 eine Darre entdeckt und wieder freigelegt wurde.
Vielen Bornheimer Bürgern ist nicht bekannt, dass sich in Bornheim auch einmal zwei Darren befunden haben. Die ältere Darre war eine Flachs- und Hanfdarre, auch Brechkaut genannt, im Mörsweg gegenüber dem Friedhof, auf dem heute eine Fabrikhalle steht.
Zu dieser Zeit wurde hauptsächlich Hanf gedarrt. An drei Seiten waren Steine zu einer Mauer aufgeschichtet und an der vierten Seite befand sich der Zugang. Im Allgemeinen waren die Brechkauten 3,0 m lang, 1,5 m breit und etwa 1,75 m tief. Den größten Teil des Jahres wurden sie nicht benutzt. Erst im Spätherbst, nach Beendigung der Kartoffel- und Rübenernte, begann an der Brechkaute emsiges Leben und Treiben. Um jedoch die Benutzung der Brechkaute zu verstehen, ist es erforderlich, kurz auf die Gewinnung der Flachsfasern einzugehen.
Wenn die Flachsstängel anfingen gelb zu werden, wurden sie aus der Erde gezogen und in kleinen Bündeln zum Trocknen aufgestellt. Danach entfernte man die Samenkapseln mit Hilfe eiserner Kämme, das nannte man Riffeln. Nun breitete man die Stängel einige Wochen auf der Dörrwiese aus. Während dieser Zeit durfte das Vieh nicht auf der Wiese weiden, worauf die Schützen besonders zu achten hatten. Durch die Einwirkung des Regens trat eine Gärung ein, und die Fasern ließen sich dann leichter von den übrigen Stängelteilen lösen. Das geschah durch das Brechen. Man brachte den Flachs zur Brechkaute. Unten in der Grube brannte ein ruhiges Feuer. Oben hatte man Stangen darübergelegt und die Flachsstängel darauf ausgebreitet. Ein Mann, der „Feurer“ schürte das Feuer. Er musste darauf achten, dass keine Flammen in die Höhe schlugen, sonst verbrannte der Flachs. Die Dörrfrau drehte die Stängel um, nahm die trockenen herunter und legte frische drauf. Im Halbkreis um die Brechkaute standen die Frauen mit den Brechgeräten. Kinder brachten ihnen die trockenen Stängel. Diese wurden auf die Breche gelegt. Dann wurde ein Hebel heruntergedrückt, der mit 3 Brettern versehen war. Sie waren so angebracht, dass sie genau in die Zwischenräume auf der Breche passten. Man brachte den Flachs so lange unter die hölzernen Messer, bis alle Holzteilchen der Stängel gebrochen und unter die Presse gefallen waren. So erhielt man die reinen Fasern. Hierauf wurden sie durch die Hechel gezogen. Dadurch wurden die Fasern geordnet und gleichzeitig von den kurzen Fasern, dem Werg, getrennt.
Flachs und Hanf wurden dann im Winter von den Frauen und Mädchen gesponnen, und die Leineweber verarbeiteten das Garn weiter. Aus dem Flachs wurden feine Stoffe gewebt, während der Hanf die grobe Leinwand lieferte.
Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts waren noch 3 Leineweber in Bornheim tätig. Dieser Beruf ist heute bei uns ausgestorben, weil Flachs und Hanf nicht mehr angebaut werden. Auch die Brechkaut ist verschwunden.
Die zweite Darre
Bei der zweiten Darre handelte es sich um ein extra hierfür gebautes größeres Gebäude, das heute als Wohnhaus dient.
Im Jahre 1884 hat Jakob Koehler, Ur-Großvater von Theo Koehler, damaliger Gutsbesitzer in der Eulenhecke, den „Verein zur Produktion von Dörrfrucht zu Bornheim“ gegründet.
Dafür hat er mit Baugenehmigung vom 27.09.1884 auf seinem Grundstück an der damaligen Straße, heute Mainzer Landstraße, ein größeres Gebäude als Darre erstellt, zur Trocknung von Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen usw., die als Trockenobst weiterverkauft wurden. Hierfür wurden 2 größere Dörrapparate aufgestellt. Mit was die Dörrapparate damals beheizt wurden, ist nicht bekannt.
Zu einem späteren Zeitpunkt hat er den Dörrbetrieb wiedereingestellt und das Grundstück mit Gebäude an den Schmied Friedrich Lauer verkauft, der aus Kalkofen nach Bornheim kam und im Jahre 1895 zum ersten Mal namentlich erwähnt ist. Er baute dann das Gebäude zu einem Wohnhaus um. Ebenfalls veränderte er die Außengebäude für seine Schmiedewerkstatt.
Das Haus ging später an seine älteste Tochter über, die mit Herrn Wilhelm Wagner verheiratet war. Heute wird das Haus von den Nachkommen bewohnt.
Von dem Grundstück ist noch ein Bauplan aus dem Jahre 1884 vorhanden.
Quelle: Festschrift „768 – 2018, 1250 Jahre Bornheim“, Kapitel „Die Bornheimer Darren“ von Günter Flick